16.10.2007
Darmbakterium Clostridium difficile kann unter bestimmten Umständen zum gefährlichen Erreger werden - Kein erhöhtes Infektionsrisiko für Patienten des BKT
Was man kennt, kann man behandeln: Vor dem Hintergrund der jüngst bekannt gewordenen Infektionen durch einen hochvirulenten Stamm des Erregers Clostridium difficile in der Region teilt das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier mit, dass für Patienten des Brüderkrankenhauses kein erhöhtes Risiko besteht.
Bereits im April 2007 konnte aufgrund der im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier über die Routine hinaus deutlich erweiterte Diagnostik in Zusammenarbeit mit dem Ärztlichen Labor Trier erstmals ein hochvirulenter Stamm des Erregers Clostridium difficile nachgewiesen und isoliert werden. Somit ist nach den USA, Kanada, England, Frankreich, Belgien, Luxemburg und den Niederlanden auch in Deutschland ein solcher Keim den Behörden gemeldet. Laut Meldung des Gesundheitsamtes der Kreisverwaltung Trier-Saarburg werden in mehreren Krankenhäusern in der Region Trier schwer verlaufende Krankheitsfälle mit den entsprechenden Symptomen beobachtet. Ob der hochvirulente Erreger diese Infektionen verursacht, ist aktuell noch nicht nachgewiesen.
Patienten, die unter einer Clostridieninfektion leiden, werden umgehend isoliert. Durch die strikte Anwendung der vorgeschriebenen Hygienemaßnahmen vermeiden wir eine Übertragung auf andere Patienten. "Für die Patienten des Brüderkrankenhauses besteht kein erhöhtes Risiko einer Infektion - selbst mit dem hochvirulenten Stamm - da sich dessen Übertragungswege nicht von denen der uns bereits bekannten Clostridien-Stämme unterscheiden", so Mathias Neumann, Fachpfleger für Krankenhaushygiene am Brüderkrankenhaus. Auch die vorgeschriebenen Hygienemaßnahmen (Isolation und Einsatz spezieller Desinfektonsmittel) unterscheiden sich nicht von der Vorgehensweise bei bisher bekannten Clostridienstämmen, ebenso wenig die Therapieprinzipien. "Wir werden weiterhin ein erhöhtes Augenmerk auf die Erregeridentifizierung legen, um hochvirulente Stämme gegebenefalls frühzeitig zu erfassen. Wie gehabt arbeiten wir dabei eng mit dem Gesundheitsamt und dem ärztlichen Labor in Trier zusammenarbeiten. Gerade in diesem Fall einer Pionierarbeit hat sich wieder einmal gezeigt, wie wichtig diese enge Anbindung für alle Beteiligten ist", so der Hygienefachmann.
Neuer Stamm eines natürlichen Darmbewohners erstmals in Deutschland. Der menschliche Darm ist von einer Vielzahl von Mikroorganismen besiedelt, die für eine geregelte Darmfunktion unerlässlich sind. Eine intakte Darmflora sorgt nicht nur für eine gesunde Verdauung, sondern beeinflusst auch das spezifische Abwehrsystem in der Darmschleimhaut. Auch Clostridium difficile kann einer dieser Bewohner des menschlichen Darms sein, wobei er dem Menschen keinen Schaden zufügt. Unter bestimmten Umständen jedoch kann aus dem harmlosen Darmbakterium ein gefährlicher Erreger werden, der auch schwerste Darmentzündungen verursachen kann.
Durch eine Antibiotikabehandlung kann das Gleichgewicht, das zwischen den zahlreichen Baktrerien des Darms besteht, merklich gestört werden. Der Keim Clostridium difficile kann sich unter solchen Antibiotikabehandlungen ungehindert vermehren und gegenüber anderen Bakterien einen Wachstumsvorteil erlangen und so bestimmte Zellgifte produzieren, die eine Entzündung des Dickdarms hervorrufen können. Die meisten Patienten bekommen glückerlicherweise nur eine harmlose Durchfallerkrankung. In seltenen Fällen kann es aber zu einer schweren Dickdarmentzündung (pseudomembranöse Kolitis) mit wässrigen Durchfällen kommen.
Das Krankheitsbild der durch Clostridium difficile verursachten Dickdarmentzündung ist seit den 1970er Jahren gut beschrieben und bekannt. Durch den zunehmenden und gerade für ältere Menschen lebensrettenden Einsatz von Antibiotika hat die Zahl der durch Clostridium difficile verursachten Dickdarmentzündungen in der westlichen Welt zugenommen. Der erste Fall eines genetisch veränderten Clostridium difficile Stamms (PCR-Ribotyp 027) trat im Jahre 2002 in Kanada und ein Jahr später in Europa auf. Im Unterschied zu den bekannten Stämmen produziert der neue Stamm vermehrt Zellgifte.
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