09.05.2008
Folgenschwere Stürze: Vor allem ältere Menschen tragen bei Stürzen oft langwierige Verletzungen bis hin zu dauerhaften Behinderungen davon
Vor allem ältere Menschen tragen bei Stürzen oft langwierige Verletzungen bis hin zu dauerhaften Behinderungen davon. Mit dem so genannten Sturzphänomen und der Prophylaxe von Stürzen befassten sich jetzt namhafte Experten. Eine Erkenntnis: Rund 60 Prozent dieser Unfälle ereignen sich am selben Ort oder in einer vergleichbaren Situation, wären also durchaus vermeidbar.
TRIER. Vor einem Sturz ist niemand gefeit, doch steigt mit dem Alter das individuelle Risiko deutlich an. Schließlich sind Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, wesentlich gefährdeter als solche, die sorglos durch die Welt gehen. Im Rahmen des Expertenstandards "Sturzprophylaxe in der Pflege" befassten sich jetzt Pflegeexperten mit der Analyse des Sturzphänomens. Dabei ging es zum einen um Risikofaktoren, die zum Sturz führen, zum anderen standen die Folgen von Stürzen und Maßnahmen zur Verringerung des Risikos im Fokus.
Wichtig sei, zunächst das individuelle Sturzrisiko einzuschätzen, erläutert Markus Mai, Pflegewissenschaftler und stellvertretender Pflegedirektor des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder Trier (BKT). Zu den wesentlichen Risikofaktoren zählten Einschränkungen in der Mobilität wie Gangunsicherheiten und Sehbeeinträchtigungen sowie ein Verlust an kognitiven Fähigkeiten, wie sie etwa bei Demenzkranken auftreten, so Mai. Außerdem ist das Sturzrisiko bei bestimmten inkontinenten Personen deutlich erhöht. Auch Medikamente sowie neurologische oder kardiologische Erkrankungen beeinflussen die individuelle Gefährdung.
Pflegewissenschaftliche Studien haben zudem ergeben, dass bei Personen, die schon einmal gestürzt sind, das Risiko erneut zu stürzen besonders erhöht ist. Dabei finden Wiederholungsstürze in etwa 60 Prozent aller Fälle am gleichen Ort oder in vergleichbarer Situation statt, ließen sich also zu einem Großteil vermeiden. "Erhöht wird das Risiko noch durch hervorstehende Teppichecken oder herumliegende Gegenstände in der Wohnung sowie durch dem Sturzrisiko nicht angepasstes Verhalten", berichtet Pflegewissenschaftler Mai.
In 30 Prozent aller Fälle führen sie zu Verletzungen bis hin zum Tod. Etwa ein Prozent aller Stürze enden mit teilweise erheblichen Frakturen. Neben den kurzfristigen körperlichen Auswirkungen können Stürze zudem die Entwicklung einer regelrechten Sturzangst begünstigen. Eine Folge: Die Patienten bewegen sich weniger, um auf diese Weise Stürze zu vermeiden. Gerade bei älteren und gebrechlichen Menschen führt dies zu einer weiteren Einschränkung ihrer Mobilität. Pflegewissenschaftliche Forschungen haben denn auch ergeben, dass Sturzereignisse eine der ersten Phasen für die Entwicklung einer späteren Bettlägerigkeit darstellen.
Soweit muss es nicht kommen, denn mithilfe einer Pflegeperson oder eines Arztes lässt sich ein persönliches Risikoprofil erstellen, in dem sich Maßnahmen zur Verringerung des Sturzrisikos wieder finden. So kann bei Gangunsicherheiten ein spezielles Kraft- und Muskeltraining der unteren Extremität durchgeführt werden. "Bei Sehbeeinträchtigungen sollte immer darauf geachtet werden, dass die verwendete Sehhilfe auch noch die richtige Stärke hat", rät Mai, außerdem sollten sich die Betroffenen immer ihrem Risiko entsprechend verhalten. Bei kognitiv eingeschränkten Menschen können hierbei Bezugspersonen eine wichtige Stütze sein. Außerdem muss die Umgebung stets so beschaffen sein, dass von ihr kein Sturzrisiko ausgeht. Auch Gehstützen oder Rollatoren sollten regelmäßig getestet werden, damit von ihnen kein unfreiwilliges Risiko ausgeht, empfiehlt Pflegewissenschaftler Mai.
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