„Brücke nach außen“
Seit drei Jahrzehnten verfügt das Trierer Brüderkrankenhaus über einen eigenen Sozialdienst. Das Jubiläum wird am 16. September 2008 mit einem Tag der offenen Tür gefeiert.
Im Herbst 1978 nahm der hauptamtliche Sozialdienst des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder Trier (BKT) seine Arbeit auf. Inzwischen trägt die Einrichtung die Bezeichnung "Soziale Beratung und Betreuung" (SBB), mehr als 5.000 Menschen nutzen jährlich das Angebot.
Zu Beginn war Reinhard Boesten noch ein Einzelkämpfer, eine Art Pionier auf neuem Terrain. Als der Diplom-Sozialarbeiter (FH) vor 30 Jahren ins Krankenhaus der Barmherzigen Brüder kam, existierte zwar schon eine Art Sozialdienst, doch diesen leistete eine nebenberuflich tätige Fürsorgerin des Trierer Gesundheitsamtes; lediglich an zwei Tagen in der Woche konnte sie im Klinikum präsent sein. Mit Boesten wurde dann erstmals eine hauptamtliche Stelle geschaffen, womit auch eine Professionalisierung des Angebots einherging.
Dabei schien die Aufgabe für den gebürtigen Trierer nicht eben vorgezeichnet. Denn Boesten war eigentlich ein Mann der Jugendarbeit; jemand, der seine ersten beruflichen Sporen im Jugendamt der Stadt Krefeld verdiente und für den eigentlich immer feststand, dass er vor allem mit Jugendlichen zusammenarbeiten wollte. Dass Boesten nun nach 30 Jahren noch immer im Brüderkrankenhaus wirkt, hat er selbst wohl am wenigsten erwartet. "Ich habe einfach mein Herz an die Sozialarbeit im Krankenhaus verloren, denn es gibt für mich kaum etwas Vielfältigeres und Anspruchsvolleres", erklärt er.
Tatsächlich ist das Angebot des Sozialdienstes, der seit vier Jahren die Bezeichnung "Soziale Beratung und Betreuung" (SBB) trägt, sehr umfassend und schon aufgrund der vielen tausend Einzelschicksale außerordentlich vielfältig. Der Wandel der Aufgabenfelder spiegelt gewissermaßen auch die Veränderungen innerhalb des BKT sowie im gesamten Gesundheitswesen wider.
So lag anfangs ein Schwerpunkt der Arbeit des Sozialdienstes in der Begleitung und Hilfestellung von Menschen mit Suchtproblemen und psychischen Erkrankungen. Damals wie heute nahm zudem die Beratung und Organisation ambulanter und stationärer Pflege einen breiten Stellenwert ein, berichtet Boesten. Doch anders als heute verfügte das Brüderkrankenhaus bis zu Beginn der 1990er Jahre noch über eine psychiatrische Abteilung. Und die durchschnittliche Liegezeit eines Patienten lag damals bei rund 16 Tagen, in der Psychiatrie sogar noch etwas darüber. Damit blieb dem Sozialdienst mehr Zeit, gemeinsam mit Patienten und Angehörigen die Phase nach dem Krankenhausaufenthalt vorzubereiten.
Nahmen in den ersten Jahren noch rund 500 bis 600 Patienten und Angehörige die Angebote des Sozialdienstes in Anspruch, hat sich diese Zahl inzwischen verzehnfacht. Doch Boesten ist auch längst kein Einzelkämpfer mehr. Im Gegenteil: Insgesamt acht Berater, einige von ihnen auf Teilzeitbasis, arbeiten in der von ihm geleiteten Abteilung. Darunter mehrere Sozialpädagogen, zwei Fachschwestern für Pflegeüberleitung sowie zwei Mitarbeiterinnen für den Bereich Anschlussheilbehandlung. Der SBB biete "Hilfe aus einer Hand", erläutert Boesten. Möglich sei das durch eine starke Spezialisierung innerhalb des Dienstes.
Wie sehr sich die Arbeit des SBB im Brüderkrankenhaus verändert hat, macht eine Zahl deutlich: Heute liegt die durchschnittliche Liegezeit bei sieben Tagen. Zugleich hat sich die Zahl der stationär behandelten Menschen verdoppelt. "70 Prozent der von uns beratenen Patienten gehen in eine weiterführende Rehabilitation, jeder fünfte erhält Unterstützung in der ambulanten Versorgung", berichtet Boesten. Auch vor diesem Hintergrund sei es eine "mutige und rückblickend vorausschauende" Entscheidung der Klinikleitung gewesen, bereits 1995 eine Beraterin für Pflegeüberleitung einzustellen.
Wesentlich verändert hat sich in all den Jahren die Wahrnehmung des Patienten. Dominierte anfangs noch das Fürsorgeprinzip, steht heute das Selbstbestimmungsrecht der Betroffenen und ihrer Angehörigen im Vordergrund. Man leiste "unterstützende Überleitung in weiterführende Versorgungsstrukturen", erläutert Boesten die Hauptaufgabe des SBB, "wir verstehen uns als Brücke nach außen", ergänzt er.
Der SBB im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier feiert sein Jubiläum mit einem Tag der offenen Tür am 16. September 2008. An diesem Tag werden in einer Ausstellung Beginn und Werden, Entwicklung und Sein des Sozialdienstes dargestellt. Besucher sind herzlich eingeladen, sich über den SBB zu informieren, mit den Mitarbeitern ins Gespräch zu kommen und in Erinnerungen zu schwelgen oder gemeinsame Weggefährten wieder zu treffen. Die Veranstaltung findet von 10.00 bis 16.00 Uhr im Konferenzzimmer, Erdgeschoss des B-Traktes, Zimmer 32 statt.
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