22.05.2015
Traumanetzwerk Eifel–Mosel erhält Zertifikat der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie
In Deutschland verletzen sich jährlich etwa bis zu 35.000 Menschen bei Verkehrs-, Arbeits- oder Freizeitunfällen schwer. Um rund um die Uhr eine leistungsstarke, flächendeckende und qualitätsgesicherte Versorgung dieser Patienten zu gewährleisten, hat die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) in den vergangenen Jahren das TraumaNetzwerk DGU® und das TraumaRegister DGU® ins Leben gerufen.
"Die Versorgung Schwerverletzter in Deutschland gilt weltweit als vorbildlich", erklärt Dr. Andreas Junge, Sprecher des Traumanetzwerks Eifel-Mosel und Chefarzt der Unfall- und Wiederherstellungschirurgie im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier. Bei der Analyse der derzeitigen Versorgung Schwerverletzter bestehen aber große regionale Unterschiede hinsichtlich der apparativen und personellen Ausstattung der an der Versorgung Schwerverletzter beteiligten Kliniken, was auch zu regionalen Unterschieden hinsichtlich der Überlebenswahrscheinlichkeit schwerer Unfälle führt. Basierend auf den bestehenden Strukturen hat es sich die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie vor einigen Jahren daher zur Aufgabe gemacht, regionale Netzwerke zur Optimierung der Versorgung Schwerverletzter zu bilden und somit die bereits hohe Versorgungsqualität noch weiter zu steigern. Hierzu wurde der Arbeitskreis "Umsetzung Weißbuch/Traumanetzwerk (AKUT)" gegründet.
Junge, der die Netzwerkbildung für die Krankenhäuser in der Region Eifel-Mosel vor einigen Jahren initiierte, freut sich, dass zwischenzeitlich sechs Krankenhäuser unterschiedlicher Versorgungsstufen als Traumazentren auditiert wurden und damit die Voraussetzungen für die nun erfolgte Zertifizierung als Traumanetzwerk geschaffen haben. "Die erfolgreiche Zertifizierung des Gesamtnetzwerkes ist ein Schritt, der die flächendeckende Versorgungsqualität Schwerunfallverletzter in der Region noch weiter verbessert", sagt Junge.
Um anerkanntes Traumazentrum im Netzwerk zu werden, müssen die Kliniken eine Vielzahl unterschiedlichster Kriterien erfüllen. Diese wurden von der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie in einem Weißbuch zusammengefasst. Sie betreffen den Ablauf bei der Aufnahme und Transport eines Patienten vom Unfallort in ein Traumzentrum ebenso wie standardisierte Behandlungs- und Kommunikationsabläufe und Verlegungskriterien für die Frühphase der Schwerverletztenversorgung und Einbeziehung der Rettungsdienste. Hinzu kommen weitere Verpflichtungen wie regelmäßige Teilnahme an Ausbildungsprogrammen oder an Qualitätszirkeln zur Aufarbeitung und Diskussion komplexer Fälle. Ebenfalls dazu gehört die Verpflichtung sämtliche Schwerverletzte anonym mit ihren Daten im Deutschen Traumaregister zu erfassen. Das deutsche Traumaregister stellt das weltweit größte Register Daten Schwerverletzter dar und bietet hervorragende Möglichkeiten zur Versorgungsforschung, aber auch zum Vergleich der Ergebnisqualität verschiedener Kliniken. Außerdem gelten für die Kliniken im Traumanetzwerk klare Richtlinien bezüglich ihrer personellen, räumlichen und technischen Ausstattung. In Abhängigkeit der Erfüllung der jeweiligen Anforderungen werden die Krankenhäuser als lokales, regionales oder überregionales Traumazentrum anerkannt.
Anlässlich der Zertifizierungsfeier des Netzwerkes Eifel-Mosel am 20. Mai 2015 konnten nun die Zertifikate für die Auditierung bzw. Reauditierung der einzelnen Kliniken überreicht werden. Dies erfolgte durch Prof. Dr. med. Steffen Ruchholtz, Gründungsmitglied und Sprecher des Arbeitskreises "Umsetzung Weißbuch/Traumanetzwerk (AKUT)" der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie. Dieser zeigte in einem Vortrag auch die Entstehungsgeschichte der Initiative Traumanetzwerk auf. Mittlerweile sind in Deutschland etwa 600 unfallchirurgische Kliniken der unterschiedlichen Versorgungsstufen, in insgesamt 50 Netzwerken organisiert. Damit ist es gelungen, fast Gesamtdeutschland mit diesen Netzwerken zu überziehen. Prof. Dr. med. Ruchholtz konnte in ersten Auswertungen des Traumaregisters zeigen, dass diese Initiativen zur Verbesserung der personellen und apparativen Ausstattung der Kliniken geführt haben und auch erste Verbesserungen hinsichtlich des Überlebens Schwerverletzter durch diese Initiative aufgezeigt werden konnten.
Zertifiziert wurden in der Region Eifel-Mosel das St. Josef-Krankenhaus Hermeskeil und das Klinikum Mutterhaus der Borromäerinnen als lokale Traumazentren. Das Krankenhaus Maria-Hilf in Daun, das Verbundkrankenhaus Bernkastel-Wittlich sowie das Marienhausklinikum Eifel wurden als regionales Traumazentrum zertifiziert. Das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier wurde mit seinem unfallchirugischen Schwerpunkt als überregionales Traumazentrum zertifiziert.
Prof. Dr. med. Ruchholtz dankte den teilnehmenden Kliniken für ihr Engagement und wertete die Netzwerkbildung als Beitrag dazu, die in der Region bereits auf hohen Niveau stattfindende Versorgung Schwerverletzter noch weiter zu optimieren.
