16.10.2015
Live-Übertragung aus dem Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier zu Berliner Kardiologen-Kongress
Der
Chefarzt der Kardiologie am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier, Dr. Karl
Eugen Hauptmann, hat bei der Jahrestagung der Arbeitsgruppe Interventionelle
Kardiologie (AGIK) ein noch junges Verfahren zur Behandlung verengter
Blutgefäße vorgestellt: Im Rahmen eines "Live-Case" implantierte der Mediziner
einem Patienten einen selbstresorbierbaren Stent, einen so genannten Scaffold.
Der Eingriff im Trierer Brüderkrankenhaus wurde live in ein Berliner
Tagungszentrum übertragen, wo rund 400 Kardiologen die Arbeit von Hauptmann und
seinem Team verfolgten.
Der
Scaffold hat gegenüber klassischen Gefäßstützen den Vorzug, dass er sich nach
rund eineinhalb Jahren im Körper von selbst und rückstandsfrei aufgelöst hat.
Dies ist wichtig bei Patienten, bei denen aufgrund ihrer Vorerkrankung und
ihres Alters davon ausgegangen werden muss, dass für sie im Verlauf ihres
weiteren Lebens kein Weg an einer Bypass-Operation vorbeiführen wird. Bei ihnen
würden die Herzchirurgen nun bei einem späteren operativen Eingriff nicht mehr
auf einen Fremdkörper stoßen, wie dies beispielsweise bei Patienten mit einem
Metall-Stent der Fall wäre.
Das
Verfahren biete sich deshalb vor allem bei noch relativ jungen Patienten an,
erläutert Hauptmann. Ein zusätzlicher bedeutsamer Vorteil sei, dass das
Gefäßvolumen nach der Implantation des Scaffolds und auch noch nach dessen
biologischem Abbau im Körper größer sei als bei einem klassischen Stent. Der
Trierer Chefarzt machte allerdings auch deutlich, dass der Einsatz eines
Scaffolds komplizierter sei als der eines Stents. So müsse das Gefäßgewebe
sorgfältig vorbereitet und besonders darauf geachtet werden, dass sich die aus
Polylactid, chemisch aneinander gebundenen Milchsäuremolekülen bestehenden
Gefäßstützen voll entfalten.
Im
Trierer Brüderkrankenhaus werden jährlich etwa 100 Scaffolds implantiert -
gegenüber rund 1500 Stents. Hauptmann, der seit 1995 Chefarzt der Kardiologie
des Klinikums ist und die Trierer Herzkatheter-Medizin aufbaute, machte
deutlich, dass in den kommenden Jahren noch viele neue Erkenntnisse über das
Verfahren gewonnen werden müssten. Manche Aspekte ließen sich naturgemäß erst
mit einem gewissen zeitlichen Abstand zweifelsfrei beurteilen, gab er zu
bedenken. Doch seien die bisherigen Ergebnisse und Erfahrungen sehr ermutigend.
"Wir entwickeln das System weiter, aber wir müssen wissen, ob es sich komplett
resorbiert und der erreichte Gefäßzuwachs dauerhaft erhalten bleibt", so
Hauptmann. Das Trierer Klinikum beteiligt sich hierbei an nationalen und auch
internationalen Studien.
Mit der Implantation eines Scaffolds bei einem 1958
geborenen Patienten erläuterte der Kardiologe des Brüderkrankenhauses, dessen
Zentrum als eines der bedeutendsten in Rheinland-Pfalz gilt, das Verfahren. Der
Eingriff dauerte rund 40 Minuten, die in Berlin tagenden Mediziner konnten sich
währenddessen mit ihrem Trierer Kollegen austauschen. Die AGIK ist eine
Arbeitsgruppe innerhalb der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie.