11.12.2015
Das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier startet als erste Einrichtung der Region das klinische Projekt „Patient Blood Management“. Ziel des Projektes ist es, den Bedarf an Bluttransfusionen wo möglich zu senken und so zur Sicherung der Ressourcen und Steigerung der Patientensicherheit beizutragen.
Mehr als eine Million Patienten nehmen hierzulande
blutverdünnende Medikamente ein - Tendenz steigend. Viele Patienten leiden
unter Blutarmut. Zugleich hält sich die Bereitschaft der Deutschen, Blut zu
spenden, in Grenzen. So ist der Leben spendende Saft schon heute knapp, weshalb
es mehr denn je darauf ankommt, den Bedarf an Bluttransfusionen wo möglich zu
senken. Diesem Ziel dient das "Patient Blood Management", kurz PBM. Als erste
Einrichtung in der Region startet das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier
im Januar dieses klinische Projekt zur Sicherung der Ressourcen und Steigerung
der Patientensicherheit. Im Rahmen einer Informationsveranstaltung wurde das
Vorhaben jetzt vorgestellt.
Ohne Blut kann der Mensch nicht leben; als wichtiger
Transporteur von Sauerstoff ist der Körper darauf angewiesen, dass es ständig
zirkuliert. Wer z.B. infolge eines schweren Unfalls große Mengen Blut verloren
hat, ist auf die Transfusion von Fremdblut angewiesen. Doch nur drei Prozent
der Deutschen spenden Blut, berichtet Dr. med. Wolfgang Tichy. Der Facharzt der
Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin im Krankenhaus der Barmherzigen
Brüder Trier und PBM-Projektleiter verweist auch darauf, dass der Bedarf an
Blut aufgrund der Alterung der Gesellschaft in den kommenden Jahren weiter
steigen wird.
Für diese Entwicklung will das Brüderkrankenhaus gewappnet
sein, weshalb es im Januar als erstes Krankenhaus in der Region ein "Patient
Blood Management" einführen wird. "Ziel ist es, mit einem Bündel von Maßnahmen
unnötigen Blutverlust bei Patienten ebenso zu vermeiden, wie Transfusionen, die
eventuell nicht nötig wären", erläutert Privatdozent Dr. med. Fabian Spöhr,
Chefarzt der Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin. Ab Januar werden
sich zunächst die Abteilungen Urologie, Orthopädie sowie Unfall- und
Wiederherstellungschirurgie des Brüderkrankenhauses am PBM beteiligen. Eine
Etablierung auf allen Stationen des Hauses ist geplant.
Im Brüderkrankenhaus wird man nun verstärkt darauf achten,
bei längerfristig geplanten Eingriffen bei jedem Patienten individuell zu
schauen, inwiefern sich ein etwaiger Blutverlust und eine hierdurch eventuell
nötig werdende Transfusion vermeiden lässt. Diese Möglichkeiten bieten sich
naturgemäß nur bei planbaren Operationen an; bei akuten Eingriffen im Notfall,
etwa nach einem schweren Unfall, führt an einer Transfusion von Fremdblut oft
kein Weg vorbei.
Viele Aspekte des PBM zielen auf die konsequente Umsetzung
einfacher Maßnahmen ab, z.B. die Vermeidung eines zu hohen Abfalls der
Körperkerntemperatur vor, während und nach einer Operation. Schon ein Grad
weniger verringert die Blutgerinnungsfähigkeit um bis zu 10 Prozent. Deshalb
soll das Wärmemanagement im OP weiter verbessert werden. Das gilt auch für die
Zeit nach dem Eingriff, wo es zudem generell weniger Blutabnahmen geben soll.
Dies alles diene der weiteren Steigerung der
Patientensicherheit, unterstreicht Spöhr. Dem Faktor Blut werde vor, während
und nach der OP ein noch größerer Stellenwert eingeräumt, kündigt der Chefarzt
an. Mit der Installation des "Patient Blood Management" folgt das
Brüderkrankenhaus einer Forderung der Weltgesundheitsorganisation WHO nach
Einführung evidenzbasierter PBM-Programme und nimmt so über die Region hinaus
eine Vorreiterrolle ein.