23.02.2016
Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier bietet umfassende Diagnostik und Therapie bei Erkrankungen der Schilddrüse
Sie wiegt meist weniger als 30 Gramm und ist
von außen nicht zu sehen - weshalb viele Menschen wohl Schwierigkeiten haben
dürften, die exakte Lage ihrer Schilddrüse zu verorten. Im Hals, genauer in
Höhe des Kehlkopfs verborgen liegt das kleine Organ mit der großen Wirkung.
"Ohne Schilddrüse kann ein Mensch nicht leben", sagt Professor Dr. med. Stefan
Weiner, Chefarzt der Abteilung für Innere Medizin II / Endokrinologie im
Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier.
Die in der Schilddrüse erfolgende Produktion
von Hormonen hat Einfluss auf den Stoffwechsel des gesamten menschlichen
Körpers. Für die Bildung dieser Hormone ist das Spurenelement Jod unerlässlich.
Weil fernab der Meere lebende Menschen zu wenig Jod aufnehmen, sind
Erkrankungen der Schilddrüse auch in der Region Trier weit verbreitet;
allerdings hat der vermehrte Einsatz von Jodsalz die Erkrankungszahlen in den
vergangenen Jahren spürbar verringern können, weiß Professor Weiner aus seiner
langjährigen Praxis zu berichten.
Ob ein Patient an einer Über- oder
Unterfunktion der Schilddrüse leidet, kann sich in einer Vielzahl höchst
unterschiedlicher Symptome zeigen; was im Umkehrschluss bedeutet, dass eine
Vielzahl höchst unterschiedlicher Erkrankungen auf Fehlfunktionen dieses Organs
zurückzuführen ist. So lassen sich die Ursachen von Herzrhythmusstörungen wie
Tachykardien oder Vorhofflimmern oftmals ebenso in der Schilddrüse ausmachen,
wie eine verstärkte Schweißbildung oder anhaltende Müdigkeit, oder aber
neurologische Beeinträchtigungen wie Vergesslichkeit bis hin zu
Wortfindungsstörungen. Erkrankungen der Schilddrüse können sich sowohl in
Nervosität und Schlaflosigkeit als auch in Antriebslosigkeit und permanentem
Schlafbedürfnis äußern, erläutert Professor Weiner und zeigt damit ein
Dilemma auf: Weil die Symptome häufig diffus sind, fällt der Verdacht nicht
immer auf Anhieb auf die Schilddrüse. Liegt bei einem Menschen jedoch eine
schwerwiegende Fehlfunktion dieses Organs vor, muss dieser damit rechnen,
schwer zu erkranken. Die Liste der Leiden reicht von Bluthochdruck über
Herzprobleme bis zur thyreotoxischen Krise, einer schwerwiegenden, mitunter
lebensbedrohlichen Form der Schilddrüsenüberfunktion.
Soweit muss es nicht kommen! Rasch und einfach lässt sich feststellen, ob eine Fehlfunktion der Schilddrüse tatsächlich gegeben ist: mittels Bestimmung des sogenannten TSH-Werts. So lässt sich in einem ersten Schritt ermitteln, wie viel Hormone die Schilddrüse ins Blut abgibt. Das Hormon TSH selbst wird in der Hirnanhangdrüse gebildet und reguliert die Produktion von Hormonen in der Schilddrüse, allen voran von Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3). Ist der TSH-Wert zu hoch, liegt eine Unterfunktion vor; bewegt er sich unterhalb des Normbereichs, wird eine Überfunktion diagnostiziert. Bei einer Unterfunktion muss die Schilddrüse stärker stimuliert und deshalb mehr TSH ausgeschüttet werden, und umgekehrt. Ist der Wert in der Norm, scheidet die Schilddrüse als Ursache einer Erkrankung aus. Die Bestimmung des TSH-Werts ist längst Standard bei niedergelassenen Medizinern. Wurde beim Patienten eine Unter- oder Überfunktion festgestellt, wird die Diagnostik weiter vertieft. Nun gilt es, die Konzentration der Schilddrüsenhormone T3 und T4 zu ermitteln. Erst wenn die abschließende Diagnose vorliegt, kann ein Erfolg versprechender Therapieweg eingeschlagen werden.
Nicht selten ist die Ursache nicht mehr zu
übersehen: Dann, wenn sich die Schilddrüse derart vergrößert hat, dass sich ein
Kropf, medizinisch "Struma" genannt, bildet. "Hierbei handelt es sich in den
weitaus meisten Fällen um eine gutartige Wucherung des Schilddrüsengewebes, die
auf einen Mangel an Jod zurückzuführen ist", erklärt Professor Dr. med. Detlef
Ockert, Chefarzt der Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie des
Brüderkrankenhauses. Die Kropfbildung kann mit einer Über- oder Unterfunktion
der Schilddrüse einhergehen. Bei vielen Millionen Menschen vollzieht sich die
Vergrößerung des kleinen Organs über längere Zeit völlig beschwerdefrei. Ab
einem gewissen Wachstum jedoch ist ein Kropf mit spürbaren Einschränkungen
verbunden: Dann fällt das Schlucken zunehmend schwer oder der Betroffene fühlt
sich, als würde ihm der Hals zugeschnürt. Auch der Faktor Ästhetik veranlasst
Patienten, medizinischen Rat einzuholen.
Ist die Diagnose gestellt, bieten sich
grundsätzlich drei mögliche Therapiewege an: die Gabe von Medikamenten, eine
operative Entfernung der oder von Teilen der Schilddrüse, oder eine Behandlung
mit radioaktivem Jod. Im intensiven Austausch mit dem Patienten wird die von
ihm gewünschte und individuell am meisten Erfolg versprechende Therapie
gewählt.
Im Trierer Brüderkrankenhaus werden jährlich
rund 100 Patienten an der Schilddrüse operiert, beziffert Professor Ockert.
Wobei nicht alle Eingriffe die Beseitigung eines Kropfes zum Ziel haben,
sondern auch der Entfernung eines der sehr selten auftretenden
Schilddrüsentumore oder der Behandlung eines Morbus Basedow, einer
immunbedingten Schilddrüsenüberfunktion dienen können. Allen Eingriffen gemein
ist, dass sie fast immer ohne Komplikationen verlaufen und die weitaus meisten
Betroffenen von ihrem Leiden heilen. Auch wenn der Mensch ohne Schilddrüse nicht
überlebensfähig ist, lässt sich die Funktion dieses Organs durch die Gabe von
Hormonpräparaten in der Regel völlig problemlos ersetzen.
Im Rahmen der Diagnose von Schilddrüsenerkrankungen setzt man im Brüderkrankenhaus auch auf eine spezielle Diagnostik, die Szintigrafie. Hierbei wird über die Vene eine schwach radioaktive Substanz in den Körper gegeben. Diese hat keine Nebenwirkungen und ermöglicht es, nach etwa 20 Minuten eine aussagekräftige Aufnahme der Schilddrüse zu machen, erläutert Dr. med. Kim Biermann, neuer Leiter der Sektion Nuklearmedizin des Zentrums für Radiologie, Neuroradiologie, Sonographie und Nuklearmedizin im Brüderkrankenhaus. Die Szintigrafie wird hauptsächlich zur Abklärung von Knoten und einer Schilddrüsenüberfunktion angewendet.
Bei der Behandlung von Erkrankungen der
Schilddrüse arbeitet man im Brüderkrankenhaus über Fachabteilungen hinweg Hand
in Hand zusammen. Nicht nur deshalb sind Patienten hier besonders gut
aufgehoben, auch sein breites medizinisches Spektrum spricht für das
Krankenhaus. Beispiel Morbus Basedow: Bei rund der Hälfte der Betroffenen geht
die Schilddrüsenüberfunktion mit Augenbeschwerden einher, bei der die Augäpfel
aus den Augenhöhlen hervortreten können. Diese Patienten profitieren etwa auch
von der hervorragenden fachlichen Expertise und medizintechnischen Ausstattung
der Augenheilkunde.
"Die Schilddrüse im Zentrum" lautet das
Thema einer Patienten-Informationsveranstaltung am 24. Februar 2016 von 17 bis
18.30 Uhr im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder. Experten verschiedener
Fachrichtungen informieren über Ursachen und Behandlungsformen von
Schilddrüsenerkrankungen.