11.11.2016
Von Arteriosklerose bis Venenleiden - im zertifizierten Zentrum für Gefäßmedizin des Trierer Brüderkrankenhauses ist man für unterschiedlichste Gefäßleiden gewappnet. "Gefäße im Zentrum" heißt es am Samstag, 12. November, bei einer Patienten-Informationsveranstaltung im Albertus-Magnus-Saal.
Die Zeit heilt alle Wunden? Was für seelisch belastende Erlebnisse gelten mag, ist auf körperliche Verletzungen kaum übertragbar. Die Zeit allein kann nicht alle Wunden heilen, sagt Dr. med. Christina Schneider, denn Wunden können auf ein Gefäßleiden hindeuten, weiß die Sektionsleiterin Gefäßchirurgie des von drei renommierten Fachgesellschaften zertifizierten Zentrums für Gefäßmedizin und Oberärztin der Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier. "Wer eine kleine Verletzung hat, etwa nachdem er sich gestoßen hat, und die Wunde auch nach einem längeren Zeitraum nicht abheilen will, sollte das nicht auf die leichte Schulter nehmen", rät die Medizinerin. Chronische Wunden seien häufig ein Indiz für eine Durchblutungsstörung, beispielsweise infolge einer Arteriosklerose.
Die Blutgefäße
des Menschen bilden so etwas wie das Logistikzentrum des Körpers.
Transportwegen gleich, werden über sie Organe und Zellen mit Nährstoffen sowie
Sauerstoff, Hormonen und anderem mehr versorgt, was der Mensch zum Leben
benötigt. So transportieren unsere Venen täglich bis zu 7000 Liter Blut zum
Herzen. Zugleich werden über Gefäße giftige Abfallstoffe entsorgt. Gerät der Blutfluss
ins Stocken oder wird er gar blockiert, ist Gefahr in Verzug. Vom Infarkt bis
zum Schlaganfall reicht die Bandbreite bisweilen lebensbedrohlicher Folgen von
Gefäßverengungen und -verkalkungen.
Das Tückische:
Anfangs verlaufen diese meist beschwerde- und symptomfrei, weshalb die
Patienten die Diagnose oft nicht nur sprichwörtlich "wie der Schlag" trifft.
Allerdings gehen nicht alle Leiden in den Blutgefäßen mit einer
Lebensgefährdung einher, und zumindest in einem fortgeschrittenen Stadium
machen sich die Probleme auch durchaus bemerkbar. Dr. Christina Schneider berichtet
exemplarisch von der "Schaufensterkrankheit", wie die periphere arterielle
Verschlusskrankheit (pAVK) landläufig bezeichnet wird.
Hierbei kommt
es zu schweren Durchblutungsstörungen und starken Schmerzen in den Beinen. Schätzungen
zufolge sind ein Viertel der Deutschen über 55 Jahre von einer PAVK betroffen; Männer
erkranken viermal häufiger als Frauen. Zu den Hauptrisikogruppen zählen Raucher
und Diabetiker. Vor allem beim Gehen treten Schmerzen auf. Schon eine kurze
Pause, die man für einen Blick ins nächstgelegene Schaufenster nutzen kann,
führt zum Abklingen der Pein - daher die umgangssprachliche Bezeichnung der
Krankheit.
Gefährliche Kombination: Diabetes und
Gefäßleiden
Eine Patientengruppe jedoch, Menschen mit Diabetes Typ 2, seien im schlechtesten Sinne des Wortes "schmerzfrei", erklärt Dr. med. Bernd Liesenfeld. Der Oberarzt der Abteilung für Innere Medizin II und Facharzt für Nephrologie, Diabetologie und Angiologie, begegnete schon Patienten, die in einen Nagel getreten waren und hiervon nichts gespürt hatten.
Rund 6 Prozent
der Menschen hierzulande sind von Diabetes betroffen. Eine permanente
Verfügbarkeit von Lebensmitteln mit hoher Kaloriendichte, ausgeprägter Bewegungsmangel
und das hieraus oft resultierende Übergewicht, werden den Trend noch
verstärken, ist Dr. Liesenfeld überzeugt. Da ein unbehandelter Diabetes über
kurz oder lang zur Schädigung der Nerven in den Füßen führt, spüren die
Betroffenen nicht mehr, wenn der Schuh drückt, ein Stein piekst oder sich ein
spitzer Gegenstand in die Sohle bohrt. Verletzungen sind so programmiert, und
weil die Schmerzen infolge der Nervenschädigungen ausbleiben, bleiben die
Wunden lange unbemerkt.
Ist das Übel
erkannt, führt eine lokale und sachgerechte Wundbehandlung meist zu einem
Therapieerfolg. Allerdings nur dann, wenn "lediglich" ein Diabetes vorliegt und
nicht noch zusätzlich ein Gefäßleiden. "Die Kombination Zucker und Gefäßerkrankung
birgt große Gefahren und macht nicht selten eine Amputation von Teilen des
Fußes oder sogar des Beines nötig", sagt Dr. Bernd Liesenfeld. Deshalb gelte
es, Risikofaktoren für eine Gefäßkrankheit frühzeitig zu Leibe zu rücken und
zugleich den Diabetes optimal zu behandeln. Der Mediziner stellt klar: "Zucker
kann fast immer perfekt therapiert werden." Allerdings setze dies voraus, dass
der Patient seine Krankheit annehme und verstehe - und sich auf diese mit einer Umstellung
seiner Lebensweise einstelle.
Unabhängig davon, ob ein Diabetes vorliegt oder das Gefäßleiden isoliert auftritt, rät Dr. Christina Schneider, nicht abheilende Wunden als Warnsignal wahrzunehmen und den Hausarzt aufzusuchen. Meist könne dieser schnell feststellen, ob eine Arteriosklerose, ein Venenleiden oder eines der weiteren zahlreichen gefäßmedizinischen Krankheitsbilder vorliegt. Sieht der Hausarzt die Notwendigkeit einer tiefergehenden Diagnostik, überweist er an einen Fachmediziner.
Patienten profitieren von gebündelter Erfahrung
Im Zentrum für Gefäßmedizin des Trierer
Brüderkrankenhauses ist man für alle Formen und Folgen von Gefäßerkrankungen gewappnet.
Das Zentrum besteht im Kern aus drei Schwerpunkten: der operativen Behandlung
durch die Gefäßchirurgie, der internistisch ausgerichteten konservativen
Behandlung mittels Angiologie sowie der interventionellen Radiologie, bei der
verengte Blutgefäße mittels Katheter unter Röntgenkontrolle behandelt werden.
Darüber hinaus arbeitet das Zentrum Hand in Hand mit den Abteilungen für Herz-
und Thoraxchirurgie, Innere Medizin II (Diabetologie und Nephrologie) und III
(Kardiologie) sowie Neurologie und Neurophysiologie zusammen. Gemeinsam werden Diagnostik
und Therapie so aufeinander abgestimmt, dass Patienten mit Erkrankungen der
Gefäße von der umfassenden Erfahrung und dem Wissen aller Experten profitieren.
Dafür, Gefäßleiden
möglichst frühzeitig auf die Spur zu kommen und zu Leibe zu rücken, spricht
nicht zuletzt das sich verschlechternde Risikoprofil der Patienten. Durchblutungsstörungen
konzentrieren sich nämlich nicht nur auf die Beine, vielmehr können sie im
weiteren Verlauf auch schwerwiegende kardiologische oder neurologische Folgen
mit sich bringen, zum Beispiel einen Herzinfarkt oder Hirnschlag. "Bei
Gefäßerkrankungen ist meist nicht nur eine Region des Körpers betroffen", gibt
Dr. Christina Schneider zu bedenken.
Wie sich ja
auch die Ursachen meist nicht nur an einer Stelle des Körpers manifestieren. Ob
Übergewicht, Bewegungsmangel oder Nikotinkonsum - ein ungesunder Lebensstil
erhöht die Gefahr für eine Gefäßerkrankung beträchtlich. Das heißt im Gegenzug
aber auch: Wer sich ausgewogen ernährt, blauen Dunst meidet und regelmäßig bewegt,
senkt sein individuelles Erkrankungsrisiko.
"Gefäße im Zentrum" lautet der Titel einer Informationsveranstaltung an diesem Samstag, 12. November, von 10:00 bis 13:00 Uhr im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier. Unter dem Motto "Patienten fragen - Experten antworten" stehen neben Dr. med. Christina Schneider und Dr. med. Bernd Liesenfeld Frank Faßbinder, Facharzt des Zentrums für Radiologie, Neuroradiologie, Sonographie und Nuklearmedizin, und Dr. med. Elke Lenz, Oberärztin der Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie Rede und Antwort.