30.11.2016

Jährlich erleiden mehr als 100 Trierer den plötzlichen Herztod. Viele der Betroffenen könnten gerettet werden, würden Augenzeugen unverzüglich zur Tat schreiten und mit Maßnahmen zur Wiederbelebung beginnen. Im Rahmen der Kampagne „Hand aufs Herz – Trier rettet Leben“ nutzten jetzt zahlreiche Teilnehmer die Gelegenheit, sich im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Sachen Reanimation zu schulen.
Kommt es zum Herzstillstand, zählt jede Minute. Fraglich ist, ob die Betroffenen dann auch auf Hilfe zählen können. Denn viele Menschen sind aus der Übung oder haben vergessen, worauf es beim Reanimieren ankommt, weiß Dr. med. Karl Eugen Hauptmann. Der Kardiologe und Chefarzt der Inneren Medizin III initiierte gemeinsam mit Kollegen seiner Abteilung sowie der Anästhesie und Intensivmedizin des Brüderkrankenhauses die Aktion "Hand aufs Herz - Trier rettet Leben". Im Rahmen eines Herzseminars für Patienten, Angehörige und Interessierte boten die Mediziner jetzt ein weiteres Mal Gelegenheit, ihr Wissen in Sachen Wiederbelebung auf Vordermann zu bringen.
"Herz unter Stress" lautete das Motto der diesjährigen Herzwochen. Unter "Stress" seien in diesem Zusammenhang Risikofaktoren für koronare Herzkrankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes Mellitus und Fettstoffwechselstörungen zu verstehen, erklärte Privatdozent Dr. med. Michael Lauterbach zu Beginn seines Vortrags. Das Tückische am Bluthochdruck ist, dass dieser sich meist über Jahre nicht bemerkbar macht und doch bereits zu Schädigungen am Herzen und in den Gefäßen führt. Komme es zu einem plötzlichen Blutdruckanstieg mit starken Brustschmerzen, Luftnot oder gar Lähmungserscheinungen, liege ein Notfall vor, so Lauterbach.
Soweit muss
es nicht kommen, lassen sich viele Risikofaktoren doch wirksam vermeiden oder
in Schach halten, erklärte Oberarzt Dr. med. Michael Lindner. So bekannt viele
Maßnahmen wie regelmäßige Bewegung oder Gewichtsreduktion sind, so klar sei
auch, dass an einer Umstellung des Lebensstils bei vielen Betroffenen kein Weg
vorbeiführe, betonte Lindner. Das gelte vor allem für die Ernährung, ergänzte
der Oberarzt und warnte vor Trugschlüssen: "Eine Fertigpizza ist noch keine
mediterrane Kost".
Wer darauf verzichtet, seine Risikofaktoren zu senken, zahlt unter Umständen einen hohen Preis: In fast 80 Prozent der Fälle ist eine koronare Herzkrankheit die Ursache für einen plötzlichen Herztod, bezifferte Dr. med. Thomas Gehrig, Leitender Oberarzt der Inneren Medizin III. Zugleich verwies Gehrig auf die Chancen, viele dieser Menschen wieder ins Leben zurückzurufen. In den Niederlanden und Skandinavien sei das Wissen um die Chancen der Laienreanimation weitaus ausgeprägter als hierzulande, führte Gehrig aus. Entsprechend höher ausgeprägt sei dort auch die Bereitschaft, zu helfen und Leben zu retten.
Anschaulich, informativ und auch unterhaltsam erklärten Gehrig und Tobias Hauptmann den Besuchern des Herzseminars in Form eines Rollenspiels und anhand einer Puppe, welche Schritte unverzüglich einzuleiten sind, wenn man auf einen leblosen Menschen trifft. Atmet der Patient nicht mehr, muss sofort mit einer Herzdruckmassage begonnen werden. "Sie können hier nichts falsch machen", unterstrich Gehrig; garantiert falsch sei jedoch, nichts zu tun und lediglich zu warten, bis der Notarzt eintrifft. Dann seien weite Teile des Gehirns womöglich schon irreparabel geschädigt oder der Mensch nicht mehr zu retten.
Im Anschluss an den Vortrag hatten die Besucher Gelegenheit,
in kleinen Gruppen und unter Anleitung die Laienreanimation zu testen. Das
Angebot wurde rege genutzt, die Resonanz war erfreulich groß. Chefarzt Dr. Karl
Eugen Hauptmann kündigte an, mit dem Angebot auch in Schulen zu gehen.
Schließlich hätten die Erfahrungen in anderen Ländern gezeigt, dass die
Bereitschaft zur Laienreanimation am größten ist, wo diese bereits in der
Schule gelehrt wird.
