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07.10.2016

Kein Hindernis fürs Kinderkriegen

Kein Hindernis fürs Kinderkriegen

Viele sind betroffen, wenige sprechen drüber: Mehrere hunderttausend Menschen eiden hierzulande an chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. Symptome wie Schmerzen und Durchfall schränken Patienten mit Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa in ihrer Lebensqualität erheblich ein, auch Fragen rund um Partnerschaft und Kinderwunsch beschäftigen die Betroffenen. Das wurde bei einer Patienten-Informationsveranstaltung im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier deutlich.

Mehr als zwei Mal am Tag und das über einen Zeitraum von vier Wochen und mehr - wer derart lang und häufig Durchfall hat, sollte abklären lassen, ob er an einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung leidet. Wird die Diagnose Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa gestellt, besteht für die Betroffenen Aussicht, wieder zu einem Leben mit Qualität zurückzukehren, erklärte Dr. med. Michael Knoll, Leitender Oberarzt der Inneren Medizin I zum Auftakt der gemeinsam mit dem Patienten-Informationszentrum (PIZ) des Brüderkrankenhauses ausgerichteten Veranstaltung.

Erstes Ziel einer Behandlung sei, eine komplette Abheilung der entzündeten Darmschleimhaut zu erreichen, so Knoll. Hierfür steht eine Vielzahl von Präparaten parat. Eine Behandlung mit Cortison ist gerade zu Beginn der Erkrankung eine Option, doch eine Dauertherapie mit diesem Wirkstoff "ist kein Standard mehr", berichtet Knoll. Insgesamt liege die Lebenserwartung bei Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen heute vergleichbar hoch wie jene von Menschen ohne derartiges Leiden.

Da Morbus Crohn und Colitis ulcerosa oft schon in jungen Jahren auftreten, beeinflussen sie oft auch die weitere Lebensplanung. "Solche Erkrankungen haben wesentlichen Einfluss auf Fragen wie Partnerschaft, Kinderwunsch und Sexualität", weiß Professor Dr. Christian Kölbel. Der Chefarzt der Inneren Medizin I nannte beispielhaft Bedenken hinsichtlich der Einnahme von Medikamenten während der Schwangerschaft. "Die meisten Medikamente können mit Sicherheit auch weiterhin eingenommen werden", entwarnte Kölbel mit Blick auf Studien. Was die Fruchtbarkeit anbelangt, sei diese bei Frauen in der Ruhephase der Erkrankung normal, derweil die Zeugungsfähigkeit bei Männern während der Einnahme von Medikamenten herabgesetzt sein könne, führte der Chefarzt aus. Kölbel riet Paaren mit Kinderwunsch, eine Schwangerschaft in Ruhe zu planen und intensiv mit den Ärzten abzustimmen: "Patient, Internist und Gynäkologe müssen hierbei ein gutes Team bilden!", empfahl er.

Kölbel ermutigte die Betroffenen: "Eine normale Partnerschaft ist auf jeden Fall möglich". Auch spreche eine mögliche Vererbung von Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa nicht grundsätzlich gegen eine Schwangerschaft: "Es handelt sich um keine Erbkrankheiten im klassischen Sinne", erläuterte der Mediziner; nur wenn beide Elternteile betroffen seien, sei das Risiko, dass auch Nachkommen an einem Morbus Crohn können, deutlich erhöht. Letzten Endes liege es aber im persönlichen Ermessen des Paares, welches Risiko es in Kauf nehme, betonte Kölbel.

Trotz zahlreicher und auch wirksamer Medikamente führt für viele Betroffene kein Weg an einer Operation vorbei. "Von chirurgischer Seite ist die Colitis ulcerosa heilbar, da diese sich auf die Schleimhäute von Dick- und Enddarm beschränkt", erläuterte Dr. med. Nina Manderscheid, Fachärztin für Chirurgie. Anders stelle sich die Situation bei Morbus Crohn dar, da hier unterschiedlichste Schleimhäute von Lippe bis After betroffen sein können. Nina Manderscheid machte deutlich, dass ein chirurgischer Eingriff immer auch mit Belastungen verbunden ist. Allerdings seien diese dank moderner Methoden wie der Schlüssellochchirurgie heute wesentlich niedriger als früher. Aus Sicht von Professor Kölbel ist eine "gut gewählte OP bisweilen besser als eine langjährige Therapie".

Ob Sport oder Ernährung Besserung versprechen, scheint hingegen fraglich, wie Dr.med. Jan Krahn erklärte. Der Oberarzt der Inneren Medizin I stellte klar, dass weder Morbus Crohn noch Colitis ulcerosa durch falsche Ernährung ausgelöst werden. Auch sei nicht belegt, dass Sport die Genesung fördert. "Sport schadet nicht", so Krahn, auch erhöhe er meist Wohlbefinden und Lebensqualität. Zudem gebe es Betroffene, die trotz chronisch-entzündlicher Darmerkrankung an Olympischen Spielen teilgenommen hätten. Doch ein Garant für eine Genesung stelle Sport nicht dar, und was die Ernährung anbelangt, gebe es keine gezielten Diäten. In jedem Fall müsse aber darauf geachtet werden, dass keine Mangelernährung vorliege.

Was garantiert helfen kann, weil es das Rückfallrisiko nachweislich senken hilft, hatte Michael Knoll gleich zu Beginn deutlich gemacht: "Hören Sie auf zu rauchen!"                  

 
 

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