22.11.2017
Jährlich sterben hierzulande etwa 45.000 Menschen an einer Herzschwäche. Die Herzinsuffizienz ist zudem der häufigste Grund für eine Einweisung ins Krankenhaus. Am vergangenen Samstag (18. November) stand das schwache Herz im Mittelpunkt einer Patienteninformationsveranstaltung im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier. Experten informierten über Möglichkeiten, die Herzinsuffizienz zu behandeln und gaben nützliche Tipps, wie man deren Entstehen entgegenwirken kann.
Ist das Herz nicht mehr in der Lage, den Organismus ausreichend mit Blut zu versorgen, ist Handeln angesagt. Schließlich kann eine Herzschwäche, von der in Deutschland schätzungsweise bis zu drei Millionen Menschen betroffen sind, für den Betroffenen fatale Folgen. Symptome wie Atemnot oder rasche Erschöpfung bei Alltagserledigungen sollten nicht als lediglich altersbedingt hingenommen, sondern medizinisch abgeklärt werden, appellierte Dr. med. Karl Eugen Hauptmann an die mehr als 100 Besucher des "Herzseminars" im Brüderkrankenhaus Trier. Der Chefarzt der Abteilung für Innere Medizin III/Kardiologie weiß, dass es oftmals die Angehörigen sind, die alarmierende Symptome als erste wahrnehmen; etwa wenn der Partner regelmäßig das Kopfteil seines Bettes hochstellt, um auf diese Weise besser Luft zu bekommen. Tritt Atemnot bereits in Ruhestellung auf, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass eine bereits fortgeschrittene Herzschwäche vorliegt.
Dank des medizinischen Fortschritts gibt es heute eine ganze Reihe an therapeutischen Ansätzen zur Behandlung einer Herzschwäche. Auf die konservative Behandlung ging Dr. med. Michael Lindner ein. Der Oberarzt machte deutlich, dass es zunächst darum gehen müsse, wichtigen Risikofaktoren für die Entstehung einer Herzschwäche zu Leibe zu rücken. Während fast jeder selbst etwas gegen Übergewicht unternehmen kann, beispielsweise durch mehr Bewegung und eine Änderung der Ernährungsweise hin zu mehr pflanzlicher Kost, führt bei Bluthochdruck meist kein Weg an Medikamenten vorbei. Unterschiedliche Präparate, vor allem Betablocker und ACE-Hemmer, kommen dann zum Einsatz. Welche Medikation am meisten Wirkung verspricht, muss der behandelnde Arzt individuell festlegen. Unabhängig vom Präparat sei aber entscheidend, die Medikamente konsequent einzunehmen und die Dosis nicht aus freien Stücken zu ändern, mahnte Dr. Lindner.
Technische Möglichkeiten der Behandlung von Herzinsuffizienz stellte Privatdozent Dr. med. Michael Lauterbach vor. Beispielhaft nannte er die Therapie der Einengung der Aortenklappe mit einem kathetergestützten Herzklappenersatz (TAVI). Die Einengung der Aortenklappe gehört zu den häufigsten erworbenen Herzklappenerkrankungen, dicht gefolgt von der Undichtigkeit der Mitralklappe. Beide Herzklappenfehler führen aufgrund einer Mehrbelastung des Herzens und einer Unterversorgung des Körpers zu einem spürbaren Leistungsverlust bei den Betroffenen. Die Beseitigung der Undichtigkeit der Mitralklappe wurde beispielhaft mit der "MitraClip"-Therapie gezeigt. Über einen Herzkatheter kann der "Mitraclip" in das Herz eingeführt und zwischen beiden Segeln der Mitralklappe so platziert werden, dass die undichte Stelle verschlossen wird. Dieses minimalinvasive Verfahren komme allerdings nur bei Patienten zum Einsatz, bei denen eine herzchirurgische OP aufgrund bestimmter Risikofaktoren keine Option sei, betonte Privatdozent Dr. Lauterbach.
Patienten mit fortgeschrittener Herzschwäche und schwerwiegenden Rhythmusstörungen laufen besondere Gefahr, am plötzlichen Herztod zu versterben, erklärte Privatdozent Dr. med. Frederik Voss. Der Chefarzt der Rhythmologie erläuterte den Einsatz eines implantierbaren Cardioverter Defibrillators, kurz ICD. Landläufig "Defi" genannt, überwacht dieses Gerät den Herzrhythmus und gibt bei lebensbedrohlichen Rhythmusstörungen wie Kammerflimmern Impulse ab, die den normalen Rhythmus wieder herstellen.
Wie nützlich es ist, in seinen Tagesrhythmus Formen leichter Bewegung einzubauen, zeigte Holger Jungandreas vom Gesundheitspark Trier auf. Wobei Sport nicht als "Leistung" missverstanden werden dürfe. Eine halbe Stunde solle der Mensch aber täglich in Bewegung sein, also beispielsweise einen gemütlichen Spaziergang unternehmen, empfahl Jungandreas.
Was zu tun ist, wenn es zu einem plötzlichen Herzstillstand kommt, erläuterten im zweiten Teil des Herzseminars der Leitende Oberarzt der Kardiologie, Dr. med. Thomas Gehrig, und Oberarzt Dr. Dirk Nauheimer. Im Rahmen der Aktion "Hand aufs Herz", erklärten sie anschaulich Maßnahmen der Laienreanimation. In kleinen Gruppen konnten die Besucher die Wiederbelebungsmaßnahmen anschließend vor Ort üben. Das Angebot kam an und ebenso die zentrale Botschaft: Nur wenn Angehörige und Passanten rasch mit Maßnahmen der Wiederbelebung beginnen, hat der Betroffene eine realistische Chance, lebend im Krankenhaus anzukommen.