12.04.2017
Das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier und das „Centro dermatologico“ im bolivianischen Monteagudo arbeiten künftig eng zusammen. Markus Leineweber, Hausoberer des Brüderkrankenhauses und Vorsitzender des Vereins „fraternitas international e.V.“ und Sarah Steuer von der Abteilung Soziale Beratung und Betreuung (SBB) besuchten kürzlich gemeinsam mit dem Trierer Bundestagsabgeordneten Bernhard Kaster das südamerikanische Land und informierten sich vor Ort über Möglichkeiten der Zusammenarbeit. Im Fokus wird die Bekämpfung der Chagas-Krankheit stehen, unter der in Teilen Boliviens bis zu einem Viertel der Bevölkerung leidet.
"Wir wollen eine respektvolle Partnerschaft auf Augenhöhe", kündigte Markus Leineweber, der auf seiner Reise nach Bolivien von Sarah Steuer von der Abteilung Soziale Beratung und Betreuung (SBB) des Brüderkrankenhauses begleitet wurde, nach seiner Rückkehr an. Die Überlegung zu einer solchen Zusammenarbeit habe es schon länger gegeben, doch habe man mit dem "Centro dermatologico" nun auch einen passenden Partner gefunden. Die Klinik in Monteagudo, rund sieben Autostunden von Sucre entfernt, unterhält seit vielen Jahrzehnten Verbindungen in die Diözese Trier.
So geht die Gründung "Centro dermatologico" vor 50 Jahren auf den emeritierten Trierer Weihbischof Leo Schwarz zurück. Der wirkte als junger Priester dort und traf bei seinen Seelsorgebesuchen auf dem Land auf Leprakranke, die seinerzeit sehr stigmatisiert wurden. Auf seine Initiative hin wurde das "Instituto Mariano" gegründet, eine Schwesterngemeinschaft, die bis heute Trägerin der Klinik ist. Schwarz hatte maßgeblichen Anteil daran, die Bolivien-Partnerschaft des Bistums Trier mit Leben zu erfüllen.
Gilt die Lepra
in Bolivien inzwischen als nahezu besiegt, kämpfen viele, vor allem ärmere
Menschen nun mit den Folgen der Chagas-Krankheit (siehe Hintergrund). Diese
parasitäre Infektionskrankheit wird über Wanzen übertragen. Die Klinik in
Monteagudo möchte in der Bekämpfung der Chagas-Krankheit Referenzzentrum
werden. Hier setzt die Partnerschaft an: Menschen, bei denen die Krankheit
ausbricht, weisen eine ausgeprägte kardiologische Symptomatik aus. Deshalb, so
Leineweber, sei das Brüderkrankenhaus als Zentrum für Herzerkrankungen und
seiner Expertise auf den Gebieten Kardiologie und Rhythmologie prädestiniert
für diese Zusammenarbeit. Zu den Kooperationspartnern zählt auch die Deutsche Lepra- und
Tuberkulosehilfe e.V. (DAHW).
Schon vor der gemeinsamen Reise mit Leineweber hatte sich der Bundestagsabgeordnete Bernhard Kaster in Berlin dafür eingesetzt, dass die Klinikpartnerschaft im Rahmen des Programms "Partner stärken Gesundheit" des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert wird. Eine Entscheidung über den Antrag steht noch aus, doch ist Kaster zuversichtlich, dass Berlin die Zusammenarbeit fördern wird. "Bundesminister Müller möchte die Entwicklungszusammenarbeit auf breitere Füße stellen und deshalb auch Partnerschaften von Krankenhäusern unterstützen", berichtet der Trierer Abgeordnete. Ziel sei es, die wichtigen Akteure des Gesundheitswesens vor Ort eng mit einzubinden.
Durch
Wissensaustausch und die Bereitstellung medizintechnischer Geräte will das
Brüderkrankenhaus eine frühzeitigere Diagnostik ermöglichen. In einem ersten
Schritt soll ein Herz-Ultraschall nach Monteagudo geliefert und sichergestellt
werden, dass die Anwender im Umgang mit diesem geschult werden. Leineweber kann
sich vorstellen, dass Mediziner aus Bolivien über mehrere Wochen im
Brüderkrankenhaus hospitieren und hierbei Einblicke in die Implantation von
Herzschrittmachern erhalten. Im Gegenzug sei es auch sinnvoll, dass Ärzte oder
auch Mitarbeiter aus anderen Gesundheitsfachberufen des BKT in Monteagudo
Eindrücke sammelten, Wissen vermitteln und auch ihr eigenes Wissen erweitern
könnten. "Wichtig ist uns, dass wir uns nach den besonderen Bedarfen unserer
Partner richten", betont der Hausobere.
Für Ludwig
Kuhn von der Diözesanstelle Weltkirche des Bistums Trier entspricht dieser
Ansatz dem Geist der Bolivien-Partnerschaft. Aus seiner Sicht ist die Kooperation
geeignet, den Ordensschwestern des "Instituto Mariano" bei der Neuausrichtung
ihres Hauses zu unterstützen. Ähnlich äußert sich Leo Schwarz: "Ich freue mich,
dass neue Wege gefunden werden, welche die Partnerschaft in neuer Weise
fortführen", erklärt er.
"Als christliches Haus sehen wir es als Teil unserer gesellschaftlichen Verantwortung an, den Blick immer auch darauf zu richten, was in anderen Teilen der Welt passiert", erklärt Markus Leineweber, der auch Vorsitzender des Vereins "fraternitas international e.V." ist. Mit diesem Anspruch stehe man in der guten Tradition des Ordens der Barmherzigen Brüder von Maria-Hilf, der mit Konventen in Ländern wie Malaysia oder Brasilien global Verantwortung übernommen hat.
Hintergrund: Die Chagas-Krankheit
Die
Chagas-Krankheit ist eine infektiöse Erkrankung und Parastose, die durch den
Einzeller Trypanosoma cruzi hervorgerufen wird. Man geht davon aus, dass in
Bolivien etwa ein Viertel der Bevölkerung erkrankt ist. Die Übertragung der
Infektion erfolgt durch große Raubwanzen, die Verbreitung der Raubwanzen
wiederum wird durch miserable hygienische Zustände in den Armenvierteln von
Bolivien begünstigt. Im Verlauf der chronischen Infektion durch den Erreger
kommt es überwiegend zu massiven Herzvergrößerungen mit Zeichen einer
Linksherz- und Rechtsherzschwäche. Viele dieser befallenen Patienten müssen
nicht nur medikamentös bezüglich einer Herzschwäche behandelt werden, sondern
bedürfen auch der Implantation eines Herzschrittmachers.
Einen zugelassenen
Trypanosomiasisimpfstoff gibt es zurzeit nicht. Die Therapie gegen Vorbeugung
der Erkrankung lässt sich nur durch die Bekämpfung der Raubwanzen in den Griff
bekommen. Die medikamentöse Therapie der Akutphase der Erkrankung ist äußerst
schwierig, die zugelassenen Medikamente haben teils schwere Nebenwirkungen.
Einerseits ist es somit wichtig, die Raubwanzen durch Verbesserung der hygienischen Situation zu bekämpfen. Andererseits muss Patienten mit chronischer Erkrankung durch symptomatische Therapie der Herzschwäche geholfen werden.
(Autor des Hintergrunds: Dr. Karl Eugen Hauptmann, Chefarzt der Abteilung für Innere
Medizin III / Kardiologie)