08.11.2016
War’s das oder kommt noch etwas nach dem Tod? Und wenn ja, was? Mit Fragen zur christlichen Botschaft der Auferstehung befasste sich ein Symposium im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier. Aus verschiedenen Blickwinkeln wurde das von vielen tabuisierte Thema beleuchtet.
Unter dem Motto "War's das?" befassten sich Experten aus Theologie, Krankenhausseelsorge, Medizin, Kunst und Musik mit der Frage nach dem, was die christliche Botschaft der Auferstehung uns heute noch zu sagen hat. Eingeladen hatte Markus Leineweber, Hausoberer des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder: "Wenn die Auferstehung für uns Christen von so zentraler Bedeutung ist, müssen wir uns dann nicht viel mehr mit ihrer Relevanz für unser Leben beschäftigen?" Mit dieser Frage, die zugleich Impuls war, führte Leineweber in das Thema ein.
Tatsächlich waren sich die Referenten einig, dass die Vorstellung von der Auferstehung von den meisten Menschen heute tabuisiert wird, selbst von vielen Gläubigen. Während das Sprechen über Sterben und Tod in den vergangenen Jahren wieder stärker ins Bewusstsein rückte, setzen sich nur wenige damit auseinander, was "danach" kommt, bestätigte auch Professor Dr. Walter Andreas Euler, Inhaber des Lehrstuhls für Fundamentaltheologie und Ökumenische Theologie an der Theologischen Fakultät Trier.
Dabei handele es sich bei der Hoffnung auf Auferstehung um die "zentrale Heilserwartung des Christentums", so Euler, der sich auch mit bestimmten Begrifflichkeiten auseinandersetzte. So meine etwa die Wendung vom 'ewigen Leben‘ nicht eine "Verlängerung des irdischen Lebens ohne Ende", sondern beschreibe ein "Leben in beständiger Gegenwart."
Wie zuvor Euler ging auch Pastoralreferentin Marita Cannivé Fresacher, langjährige Krankenhausseelsorgerin im Brüderkrankenhaus, auf die mit der christlichen Auferstehung untrennbare Vorstellung vom 'Jüngsten Gericht‘ ein. "Menschen sterben heute mit weit weniger Angst vor einem strafenden Gericht, als in früheren Jahren", beobachtete die Diplom-Theologin; "Gott sei Dank!". Sie mache immer wieder die Erfahrung, dass Patientinnen und Patienten im Angesicht ihres Todes "mit sich selbst ins Gericht gehen und Bilanz ziehen." Marita Cannivé Fresacher weiter: "Es ist viel Leben im Sterben."
Der Palliativmediziner Dr. med. Franz-Josef Tentrup berichtete von Untersuchungen zu Nahtoderfahrungen. Menschen, die derartiges erlebten, hätten hernach deutlich weniger Angst vor dem Tod gezeigt. Zudem zeigten Studien, dass für sie Werte wie Mitgefühl und Liebe einen deutlich höheren Stellenwert gewonnen hätten. Er habe in seiner langjährigen Erfahrung mit sterbenden Menschen immer wieder die Erfahrung machen können, dass "das Leben im Angesicht des Todes ein anderes ist", weil "das Potenzial des verbleibenden Lebens stärker wahrgenommen wird als das des vorangegangenen."
Wie schwierig es selbst für Künstler ist, "sich das Leben nach dem Tod auszumalen", weiß der Theologe und Kunsthistoriker Markus Groß-Morgen. Während sich in der bildenden Kunst ungezählte Werke fänden, welche die Passion und das Kreuz darstellten, werde die Auferstehung beziehungsweise das, was man sich darunter vorstellen mag, kaum abgebildet, berichtete der Direktor des Museums am Dom.
War's das? Mit Gewissheit lässt sich die Frage nicht beantworten, und vielleicht sprach Dr. Tentrup vielen aus dem Herzen, als er für sich persönlich feststellte: "Ich hoffe ganz fest darauf, dass ich nach dem Tod Antworten auf sehr viele Fragen bekomme."
Den Abschluss des Symposiums bildete ein gemeinsamer Vespergottesdienst. Dessen Texte und auch die von Dr. Engelbert Felten gehaltene Predigt widmeten sich ebenfalls dem Auferstehungsgedanken. Musikalisch wurde die Vesper mitgestaltet vom Kammerchor Cantores Trevirenses unter der Leitung von Matthias Balzer. Auch die ausgewählte Musikliteratur war vom Gedanken an die Auferstehung geprägt.
Foto: Die
Referentin und Referenten des Symposiums: Museumsdirektor Markus Groß-Morgen,
Hausoberer Markus Leineweber, Pastoralreferentin Marita Cannivé Fresacher,
Professor Dr. Walter Andreas Euler und der Palliativmediziner Dr. med.
Franz-Josef Tentrup. Foto: Brüderkrankenhaus Trier