18.09.2018
Keine Situation ist wie die andere, doch gerade deshalb müssen die Abläufe bei der Einlieferung eines Schwerverletzten in den Schockraum nach einem klaren und nach Prioritäten geordneten Schema ablaufen. Die Behandlung von Traumapatienten optimieren will das weltweit anerkannte Ausbildungskonzept „Advanced Trauma Life Support“. Im Brüderkrankenhaus Trier absolvierten nun Ärzte verschiedener Kliniken das ebenso praxisnahe wie anspruchsvolle Training.
Wer in der
notfallmedizinischen Erstversorgung arbeitet, braucht starke Nerven und muss
vor allem wissen, wann welche Maßnahme angezeigt ist. Die von Chefarzt Dr. med.
Andreas Junge geleitete Abteilung für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie
des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder Trier ist eines von fünf
zertifizierten überregionalen Traumazentren in Rheinland-Pfalz. Das
Brüderkrankenhaus sichert somit die Erstversorgung der Mehrzahl der
Schwerverletzten aus der gesamten Region.
Um zu jeder Tages- und
Nachtzeit und an jedem Ort nach einem einheitlichen Schema vorzugehen,
entwickelte das American College of Surgeons ein weltweit anerkanntes und
standardisiertes Ausbildungskonzept namens "Advanced Trauma Life Support", kurz
ATLS®.
"Wir sprechen eine
gemeinsame Sprache", erklärt Markus Baacke, Oberarzt der Abteilung für Unfall-
und Wiederherstellungschirurgie und stellvertretender Leiter des Zentrums für
Notaufnahme (ZfN) im Brüderkrankenhaus, die wesentliche Intention des
Programms. Dabei liegt der Schwerpunkt auf dem Erlernen und Trainieren
standardisierter Vorgehensweisen. Nach der sehr positiven Resonanz auf den vor
drei Jahren schon einmal im Brüderkrankenhaus durchgeführten Kurs, konnte das
begehrte Kursformat nun erneut angeboten werden.
Insgesamt 16 Ärztinnen und
Ärzte aus den Abteilungen Unfallchirurgie, Allgemeinchirurgie, Anästhesie sowie
Orthopädie aus dem Brüderkrankenhaus und anderen Kliniken der Region nahmen
teil und durchliefen täuschend echte und sehr realitätsnahe Übungen. So
stellten geschminkte Schauspieler von den ATLS®-Tutoren festgelegte schwere
Verletzungsmuster nach. Aufgabe der Teilnehmer war es nun, nach einem
vorgegebenem Schema die akutklinische Diagnostik und Versorgung der
schwertraumatisierten Patienten zu üben, von der Einlieferung und
Erstdiagnostik bis zur stationären Versorgung. Lebensrettende Maßnahmen wurden
mit den Teilnehmern ebenso trainiert wie invasive Eingriffe wie etwa das
Anlegen eines Luftröhrenschnitts (Tracheotomie). Wie wichtig es ist, keine Zeit
zu verlieren und nicht den zweiten vor dem ersten Schritt zu machen, zeigt sich
beispielhaft an der Atmung. Ist die Sauerstoffzufuhr nicht mehr gewährleistet,
droht der Patient binnen weniger Minuten zu versterben. Deshalb steht A im
Schema für die Untersuchung des "Airway", sprich Luftwegs. Der behandelnde
Notfallmediziner muss diesen zuerst sichern, bevor er zum Punkt B
("Breathing"), also der Atmung des Patienten kommt und diesen gegebenenfalls
beatmen muss. Dieses an Prioritäten orientierte Vorgehen nach dem ABCDE-Schema
ist elementarer Bestandteil des ATLS®-Konzepts.
Die nachgestellten
Situationen seien derart realistisch gespielt worden, dass die Teilnehmer sich
tatsächlich wie in einer Akutsituation gefühlt und entsprechend gehandelt
hätten, attestiert Markus Baacke den Tutoren und Schauspielern: "Da ist wirklich
Adrenalin im Spiel." Was ein weiterer wichtiger Nutzen des sehr anspruchsvollen
Kurses ist: "Es wächst unter den Kolleginnen und Kollegen der beteiligten
Fachdisziplinen sehr schnell eine gemeinsame Verständnisbasis und ein
belastbares Vertrauensverhältnis. Dies ist unschätzbar wertvoll für unsere
Arbeit und damit auch extrem wichtig für eine rasche und bestmögliche
Behandlung unserer Patienten."
Somit habe der Kurs auch dem
Erhalt und der Weiterentwicklung der hohen Qualifikation der Mitarbeiter, die
im Schockraum zum Einsatz kommen, gedient - womit man einmal mehr der
besonderen Verantwortung für die Unfallverletzten der Region gerecht werde, so Baackes
Fazit.