15.06.2018
Mehr als zehn Millionen Menschen leiden hierzulande an einer Harn- oder Stuhlinkontinenz. Lange wurde das Thema tabuisiert, doch inzwischen suchen viele der Betroffenen nach Rat und sprechen offen über ihr Problem. Dazu beigetragen hat auch die Arbeit des Moselzentrums für Kontinenz (MZK), das vor zehn Jahren zertifiziert und 2018 für weitere drei Jahre rezertifiziert wurde. Aus diesem Anlass richtet das MZK am kommenden Mittwoch, 20. Juni, einen großen Aktionstag im Brüderkrankenhaus Trier aus.
Die Sprachlosigkeit
zu überwinden bei einem Leiden, über das nach wie vor viele der Betroffenen aus
Scham am liebsten schweigen würden - dieses Anliegen war eines der Kernanliegen
des Moselzentrums für Kontinenz, das 2006 gemeinsam vom Krankenhaus der
Barmherzigen Brüder Trier und dem damaligen Marienkrankenhaus Ehrang, heute
Klinikum Mutterhaus der Borromäerinnen Ehrang, gegründet wurde. Zwei Jahre
später wurde das MZK erstmals nach den Richtlinien der Deutschen Kontinenz
Gesellschaft e.V. zertifiziert.
Den zehnten
Jahrestag seiner Zertifizierung nimmt das Zentrum zum Anlass für einen großen
Aktionstag zu Harn-/Stuhlinkontinenz und Blasenfunktionsstörungen. Neben
Kurzvorträgen aus den Bereichen Urologie, Gynäkologie und Chirurgie der beiden
Trierer Kliniken werden auch Informationsstände zu Inkontinenzprodukten und
Hilfsmitteln sowie modernen Operationsverfahren geboten. Das
Patienten-Informationszentrum (PIZ) ist vor Ort, ebenso Physiotherapeuten von
Brüderkrankenhaus und Klinikum Mutterhaus der Borromäerinnen Ehrang. Ein
Highlight wird das Angebot eines Beckenbodentrainings auf dem "Posturomed",
einer Art schwingenden Platte, bilden.
Die
interdisziplinäre Zusammenarbeit von insgesamt sechs medizinischen
Fachabteilungen und den Abteilungen für Physiotherapie der beiden beteiligten
Krankenhäuser sowie die Kooperation mit externen Partnern wie dem
Sozialpädiatrischen Zentrum e.V. oder dem Sanitätshaus der Barmherzigen Brüder
leiste einen wichtigen Beitrag zu einer guten Versorgung von Menschen mit
Inkontinenz in der Region Trier, erklärt Dr. med. Silvia Salm, Zentrumsleiterin
des MZK und Oberärztin der Abteilung für Urologie und Kinderurologie im
Brüderkrankenhaus Trier.
"Die Patienten
kommen heute eher zum Arzt und sprechen ihr Problem auch offen an. Das hat sich
in den vergangenen Jahren deutlich zum Positiven verändert", freut sich Dr.
Silvia Salm. Weit verbreitet sei jedoch weiterhin die Annahme, es handele sich
bei einer Inkontinenz vor allem um ein altersbedingtes Leiden, das letztlich
unvermeidlich sei, beobachtet die Expertin und rät: Unabhängig davon, in
welchem Lebensabschnitt die Inkontinenz auftrete, sei eine medizinische
Abklärung in jedem Fall zu empfehlen und eine zielführende Behandlung und gute
Versorgung in den weitaus meisten Fällen möglich.
Nach einer
umfassenden Diagnostik entscheide der behandelnde Arzt gemeinsam mit dem
Patienten, welche Therapie und Versorgung im individuellen Fall am meisten
Erfolg verspricht. Das Spektrum reicht hierbei vom Beckenbodentraining über
Hilfsmittel wie Netzhosen, Einlagen oder Kondomurinale bis hin zu
medikamentösen Therapien. Übrigens wird eine Inkontinenz bisweilen auch durch
die Einnahme bestimmter Präparate gefördert, zum Beispiel solchen zur
Behandlung psychischer oder neurologischer Erkrankungen.
In jedem Fall könne
der Mehrzahl der von Inkontinenz betroffenen Menschen wirksam geholfen werden,
sagt Dr. Silvia Salm. Der Aktionstag am 20. Juni werde umfassend über die
heutigen Möglichkeiten informieren, kündigt sie an.
Die Veranstaltung beginnt um 16 Uhr im Albertus-Magnus-Saal
des Brüderkrankenhauses Trier. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung nicht
erforderlich.