18.06.2018
Er zählt zu den eher seltenen Tumoren, doch unter den krebsbedingten Todesursachen rangiert das Pankreaskarzinom an vierter Stelle. Über Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse informierten Experten des Brüderkrankenhauses Trier am vergangenen Mittwoch bei einer Patienteninformationsveranstaltung. Auch Betroffene kamen zu Wort und schilderten, wie man ohne das wichtige Organ leben kann.
Zwischen 14 und 18 Zentimeter erstreckt sich die Bauchspeicheldrüse vom rechten bis zum linken Oberbauch, erläuterte Professor Dr. med. Detlef Ockert den mehr als 100 Besuchern. Dem Organ kommt eine Schlüsselrolle zu, allen voran für die Verdauung. So produziert die Drüse täglich allein rund 1,5 Liter Pankreassaft, mit dem durch die Nahrung aufgenommene Kohlenhydrate, Fette und Proteine aufgespalten werden, erklärte Dr. med. Michael Knoll, Leitender Oberarzt der Abteilung für Innere Medizin I. Das und einiges mehr leistet die Bauchspeicheldrüse völlig unbemerkt. Macht sich das Organ bemerkbar, beispielsweise durch Schmerzen, Druck im Oberbauch oder eine Gelbsucht, können dies Hinweise auf eine akute oder chronische Entzündung (Pankreatitis) oder einen bösartigen Tumor sein.
Lässt sich eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung meist gut behandeln und kann komplett ausheilen, so wird sich das Organ bei einer chronischen, schubweise verlaufenden Bauchspeicheldrüsenentzündung nicht wieder erholen, so Dr. Knoll. Die häufigste Ursache einer akuten Bauchspeicheldrüsenerkrankung ist ein eingeklemmter Gallengangsstein, der endoskopisch entfernt werden kann. Wird dieser erfolgreich entfernt, stellt sich schon binnen weniger Tage eine deutliche Besserung ein. Bei der chronischen Verlaufsform ist ein täglicher, fortgesetzter, auch sozial verträglicher Alkoholkonsum in rund 80 Prozent aller Fälle die wesentliche Ursache. Die wichtigste therapeutische Maßnahme bei der chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung ist daher der komplette Verzicht auf Alkohol.
Während es
sich beim Pankreaskarzinom um eine seltene und überwiegend erst im späteren
Lebensalter auftretende Erkrankung handelt, dürften sich in jeder zweiten
Bauchspeicheldrüse Zysten finden.
Diese müssen
in der Regel nicht behandelt werden, es sei denn, sie verursachen allein durch
ihre Größe Beschwerden. Anders ist dies bei den sogenannten cystischen Tumoren,
die zwar Cysten häufig ähnlich sehen, aber eigenständige Neubildungen sind, die
auch bösartig werden können. Vor allem solche, die Schleim bilden und eher vom
Hauptdrüsengang abgehen, können gefährlich werden und sollten im Zweifelsfall
dann eher operiert werden.
Auch das
Pankreaskarzinom entwickelt sich meist schleichend und ohne Symptome. Tritt
eine Gelbsucht samt Entfärbung des Stuhls und Dunkelfärbung des Urins auf, ist
der Tumor oft bereits fortgeschritten, erklärte Dr. med. Stefan Franzen,
Leitender Oberarzt der Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie.
Beim Bauchspeicheldrüsenkrebs sei eine Heilung nur mithilfe der Chirurgie
möglich, betonte er. Bei einer OP werde, je nach Lage des Tumors, das Organ
teilweise oder ganz entfernt - samt der angrenzenden Lymphknoten und manchmal
auch der Milz. Allerdings seien 70 bis 80 Prozent der Patienten zum Zeitpunkt
der Diagnosestellung nicht mehr operabel, gab Franzen zu bedenken; sei es, weil
der Bauchspeicheldrüsentumor bereits gestreut hat oder weil der
Allgemeinzustand des Betroffenen einen derart großen Eingriff nicht mehr zulasse.
Dass Menschen
auch ohne Bauchspeicheldrüse ein gutes Leben führen können, machten Renate Kaifer und Franz Blaeser von der
Regionalgruppe Koblenz des Arbeitskreises der Pankreatektomierten -
Bauchspeicheldrüsenerkrankten (AdP) deutlich. Bei Blaesers Gattin wurde die Diagnose
vor 14 Jahren gestellt. Nach mehreren Operationen und trotz etlicher
Rückschläge, gehe es seiner Frau heute bestens. Dabei geholfen habe auch das,
was Renate Kaifer "Betroffenenkompetenz" nennt und dessen Vermittlung ein
wichtiges Anliegen des AdP sei. Sie ermutigte die Zuhörer, auch in Trier eine
Selbsthilfegruppe zu gründen.
Mehrere
Besucher erklärten sich spontan bereit, in einer solchen Selbsthilfegruppe
mitzuarbeiten. Ein erstes Treffen soll nach den Sommerferien stattfinden und
wird von der Selbsthilfe Kontakt- und Informationsstelle (SEKIS) Trier, die bei
der Patienteninformationsveranstaltung mit vor Ort war, unterstützt und
begleitet. Der Termin wird in der Presse rechtzeitig bekanntgegeben.