27.05.2019
Auf reges Interesse stieß jetzt die Patienteninformationsveranstaltung „Darm im Zentrum“. Experten der Abteilung für Innere Medizin I / Gastroenterologie und der Allgemein-, Viszeral-, und Gefäßchirurgie informierten neben der Bedeutung der Bakterien im Darm, über die so wichtige Darmkrebsvorsorge sowie die kombinierte laparoskopische und endoskopische Entfernung von Polypen und Vorstufen von Darmkrebs.
"Lebenslange
Begleiter" - das sind die Bakterien, Pilze und Viren, die in unserem Darm leben.
"40.000 verschiedene Arten von Bakterien befinden sich in unserer Darmflora",
sagt Professor Dr. med. Christian Kölbel, Chefarzt der Abteilung für Innere
Medizin I / Gastroenterologie im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier. "Nach
der Geburt dauert es ein Jahr, bis wir die Darmflora haben, die uns ein Leben
lang begleitet", berichtet Professor Kölbel weiter. Die Darmflora ist
individuell zusammengesetzt und einzigartig wie ein Fingerabdruck. Dieser
"Fingerabdruck" besteht aus Bakterien und wiegt ein bis zwei Kilogramm; die
Hauptmasse befindet sich im Dickdarm. Jedoch ist das Mikrobiom, die
Bakteriengemeinschaft im Darm, keine funktionslose Gemeinschaft, die wir von A
nach B tragen. Die Darmbakterien sind Energielieferanten, schützen vor
krankmachenden Erregern und beeinflussen unser Immunsystem. Zahlreiche
Einzelbefunde belegen die Hypothese, dass einige Zivilisationskrankheiten wie
Allergien, Adipositas, Diabetes oder auch Darmkrebs mit einer Dysbalance der
Darmflora einhergehen. Laut Professor Kölbel ist bekannt, dass bestimmte
Bakterien gehäuft bei Patienten mit Darmkrebs gefunden werden. Ob und inwieweit
Bakterien der Darmflora nun die Entstehung von Darmkrebs begünstigen, ist
allerdings noch nicht gesichert.
Klar ist, dass die
Entstehung von Darmkrebs abhängig von Alter und Ernährung ist. Selten hat
dieser Krebs eine erbliche Komponente. Pro Jahr gibt es in Deutschland circa
70.000 Neuerkrankungen, und ungefähr 30.0000 Patienten versterben an Darmkrebs.
Der Darmkrebs steht
bei beiden Geschlechtern an zweiter Stelle der häufigeren Krebserkrankungen.
"Ab 50 steigt das Risiko an Darmkrebs zu erkranken. Es ist eine Erkrankung des
höheren Lebensalters", informiert Dr. med. Michael Knoll, Leitender Oberarzt
der Abteilung für Innere Medizin I / Gastroenterologie im Brüderkrankenhaus
Trier. 90 Prozent der bösartigen Tumoren entstehen aus Darmpolypen. Bis sich
aus Polypen jedoch ein bösartiger Tumor bildet, kann es bis zu 10 Jahre dauern,
es gibt jedoch auch sich schneller formende Darmkrebsarten. "Um Darmkrebs vorzubeugen
und frühzeitig zu erkennen, ist die komplette Dickdarmspiegelung (Koloskopie)
effektiver als der Test auf verborgenes Blut im Stuhl. Die Vorsorgeprogramme
der Krankenkassen beinhalten diese Darmspiegelung für Männer ab 50 und Frauen
ab 55", erläutert Dr. med. Michael Knoll in seinem Vortrag. Die gesetzlichen
Krankenkassen übernehmen die Kosten einer Vorsorgekoloskopie alle 10 Jahre. Der
gesamte Dickdarm kann dabei eingesehen werden, so dass Tumoren frühzeitig
erkannt und Polypen abgetragen werden können, wodurch die Entstehung eines
bösartigen Tumors sogar verhindert werden kann.
Bei der Entfernung
von großen oder ungünstig gelegenen Polypen kommt auch das sogenannte
Rendez-vous-Verfahren zum Einsatz. "Dabei arbeiten Gastroenterologen und Chirurgen
gemeinsam am Patienten. Es können Polypen abgetragen werden, ohne dass eine
große Operation erfolgen muss", sagt Professor Dr. med. Detlef Ockert, Chefarzt
der Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie im Brüderkrankenhaus
Trier. Die Tumoren werden in gegenseitiger Hilfe entweder vom Chirurgen
laparoskopisch oder vom Gastroenterologen endoskopisch entfernt. Die
Erfolgsrate dieses Verfahrens liegt laut Professor Ockert bei 90 Prozent. Bei
den verbleibenden 10 Prozent muss dann eine größere chirurgische Darmentfernung
durchgeführt werden.