09.10.2019
Die Schlaganfall-Einheit der Abteilung für Neurologie und Neurophysiologie des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder Trier ist vor kurzem erneut als überregionale Stroke Unit mit zehn Monitoring Betten ausgezeichnet worden. Das Qualitätsaudit der LGA InterCert Zertifizierungsgesellschaft bestätigte, dass die Stroke Unit im Brüderkrankenhaus Trier ein Qualitätsmanagementsystem nach dem Qualitätsstandard der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) und der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe eingeführt hat und eine leitliniengerechte Schlaganfall-Behandlung durchführt. Besonders positiv wurde seitens der Zertifizierungsgesellschaft betont, dass eine sehr hohe Motivation aller beteiligten Fachgruppen und Abteilungen vorgefunden wurde, so dass in der Stroke Unit in Trier die Schlaganfallversorgung auf Maximalversorgungsniveau läuft. Dazu gehört auch, dass bei 70 Prozent aller Patienten, die innerhalb des kritischen Zeitfensters die Klinik erreichen, eine Thrombolyse (Auflösen des Blutgerinnsels im Gehirn) durchgeführt wird. Damit gehört die Stroke Unit des Brüderkrankenhauses zu den Spitzenreitern in Rheinland-Pfalz.
Der Schlaganfall ist
nach Krebs- und Herzerkrankungen die dritthäufigste Todesursache in
Deutschland. Jährlich erleiden hierzulande rund 270.000 Menschen einen Schlaganfall.
Dabei könnten sich 50 bis 70 Prozent aller Schlaganfall-Erkrankungen durch
gezielte Vorsorgemaßnahmen und die Förderung einer gesunden Lebensweise
verhindern lassen. Nach aktuellen Daten der Qualitätssicherung Schlaganfall
(SQMed) haben in Rheinland-Pfalz im Jahr 2018 über 15.000 Menschen einen
Schlaganfall erlitten. Allein in Trier und Trier-Saarburg sind im Jahr 2018
über 1.100 Patienten mit einem akuten Schlaganfall, einer intrazerebralen
Blutung oder einer transitorisch-ischämischen Attacke aufgenommen worden.
"Der Schlaganfall ist
heutzutage keine unbeeinflussbare Erkrankung mehr", sagt Prof. Dr. med.
Matthias Maschke, Chefarzt der Abteilung für Neurologie und Neurophysiologie im
Brüderkrankenhaus. Die Entwicklung neuer Medikamente, neuer radiologischer
Techniken und die Verbesserung der Versorgungsstruktur sind wesentliche
Bestandteile in der Versorgung der Patienten. Die Stroke Unit-Behandlung
schafft es heute, signifikant mehr Menschen als früher zu einem unabhängigen
Leben mit keiner oder nur geringer Behinderung zu verhelfen.
"Time is brain"
"Beim Schlaganfall zählt
jede Minute", sagt Professor Maschke. "Wenn das Hirngewebe nicht durch Blut
oder Sauerstoff versorgt wird, sterben Nervenzellen ab und wichtige Funktionen
wie Bewegung oder Sprache können geschädigt werden. Das Zeitfenster, in dem wir
für den Patienten etwas machen können, ist relativ klein; in der Regel
innerhalb der ersten 4,5 bis maximal 6 Stunden", erklärt der Experte. In der
hoch spezialisierten überregionalen Stroke Unit des Brüderkrankenhauses können
im Bedarfsfall auch komplexe Therapiemöglichkeiten wie die systemische
Thrombolyse und die Thrombektomie zur Behandlung von Schlaganfallpatienten
angewendet werden.
Innerhalb der ersten 4,5
bis maximal 6 Stunden kann durch moderne Medikamente das Blutgerinnsel in der
Hirnarterie aufgelöst werden, was die Folgen des Schlaganfalls vermindert.
Einer von vier Patienten, die innerhalb der ersten 90 Minuten nach dem
Schlaganfall behandelt werden, kann später wieder ein unabhängiges Leben
führen. Durch die im Zentrum für Radiologie, Neuroradiologie, Sonographie und
Nuklearmedizin des Brüderkrankenhauses durchgeführten Thrombektomien, die bis
zu 24 Stunden nach Auftreten der Symptome sinnvoll sein kann, ist eine noch
bessere Versorgung der Patienten mit akutem Schlaganfall möglich.
Im Zuge des im April
2016 gestarteten Telestroke-Netzwerk Rheinland-Pfalz konnte die
Schlaganfallversorgung in Rheinland-Pfalz nachhaltig verbessert werden. Durch
die neurologischen Tele-Konsile, die die Netzwerkzentren für die teilnehmenden
Häuser anbieten, können Schlaganfälle in den teilnehmenden Krankenhäusern in
ganz Rheinland-Pfalz rund um die Uhr sicher erkannt und auf fachlich höchstem
Niveau therapiert werden. Kern des Netzwerks sind die sechs überregionalen
Schlaganfalleinheiten (Stroke Units) in Rheinland-Pfalz, zu denen auch das
Brüderkrankenhaus Trier gehört, die als Spezialisten auf dem Gebiet der
Schlagfallbehandlung ihre Expertise rund um die Uhr für die teilnehmenden Krankenhäuser
in Form von Tele-Konsilen für alle Patientinnen und Patienten mit Verdacht auf
Schlaganfall zur Verfügung stellen.
Die Warnzeichen eines
Schlaganfalls sind deutlich: halbseitige Lähmungserscheinungen und/oder
Taubheitsgefühl, Sehstörungen, ein herabhängender Mundwinkel oder Sprach- und
Sprechstörungen. Bei Verdacht auf Schlaganfall gilt es sofort den Notruf 112 zu
wählen, denn nur im Krankenhaus kann die Ursache des Schlaganfalls ermittelt
und die richtige Therapie eingeleitet werden.