29.10.2021
Es gibt sie für die Therapie von Tinnitus und Adipositas oder für die Behandlung von Angststörungen, insulinpflichtige Diabetiker können von ihnen ebenso profitieren wie Migräne geplagte Menschen – Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) versprechen bei unterschiedlichen Erkrankungen einen Nutzen. Doch ob eine „App auf Rezept“ tatsächlich taugt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Das Patienten-Informationszentrum (PIZ) des Brüderkrankenhauses Trier berät, worauf man achten sollte.
Was
haben Smartphones und Fahrräder gemeinsam? Beide liegen im Trend. Während
mittlerweile mehr als 68 Prozent der Deutschen mindestens ein Fahrrad besitzen
und vor allem E-Bikes immer stärker nachgefragt werden, liegt die Zahl der
Menschen, die über ein Smartphone verfügen, bereits bei rund 86 Prozent. In der
Altersgruppe der 20- bis 29-Jährigen hat die Abdeckung mit den
multifunktionalen Alltagsbegleitern schon einen Wert von über 98 Prozent
erreicht, und selbst bei den über 70-Jährigen nutzt mehr als die Hälfte das
Smartphone.
Dass dieses aus dem Leben der meisten Menschen nicht mehr wegzudenken ist, birgt auch Chancen für die Diagnose und Therapie verschiedener physischer und psychischer Erkrankungen, befand das Bundesgesundheitsministerium und schuf die gesetzlichen Voraussetzungen dafür, dass seit einem Jahr Ärzte und Psychotherapeuten im sogenannten „DiGA-Verzeichnis“ geführte Apps verordnen dürfen. Auf clevere und smarte Weise seinen eigenen Genesungsprozess vorantreiben oder mit einer Erkrankung umgehen lernen, lautet die Devise.
Diese „Digitalen Gesundheitsanwendungen“ (DiGA) können im Umgang mit Erkrankungen durchaus nützlich sein, weiß Marion Stein vom Patienten-Informationszentrum (PIZ) des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder Trier. Mit Übungs- und Lerneinheiten zur Motivations- und Verhaltensänderung oder zum Umgang mit belastenden Situationen sowie Symptomen seien geprüfte Apps grundsätzlich geeignet, Patienten mit bestimmten Erkrankungen wieder zu mehr Lebensqualität zu verhelfen, berichtet die PIZ-Leiterin. Ebenfalls können sie unterstützend sein zur Änderung von Gewohnheiten in Bereichen von Bewegung und Ernährung.
Das bestätigt auch Dr. Brigitte Gilles, Fachärztin für Innere Medizin und Diabetologin im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier. Die Medizinerin verweist beispielhaft auf eine App, die sich an insulinpflichtige Diabetiker richtet. Diese diene quasi als eine Art Diabetestagebuch, erläutert Dr. Brigitte Gilles und ergänzt: „Letztlich liegt der eigentliche Nutzen der App darin, die Daten von Blutzuckermessgeräten sowie Insulinpens automatisch zu importieren“. Die Patienten würden so in ihrem Diabetes-Selbstmanagement unterstützt.
Auch wenn die Apps meist sehr nutzerfreundlich und einfach herunterzuladen sind, sollte man das eigene Smartphone oder den heimischen PC nutzen können. Vor allem aber bedarf es eines Mindestmaßes an Eigenmotivation, betonen Marion Stein und Dr. Brigitte Gilles unisono; denn auch die beste App ist kein Selbstläufer und ohne eigenes Zutun funktioniert keine DiGA; wie ja auch ein noch so sportliches Fahrrad wenig nutzt, wenn man nicht in seine Pedale tritt. „Solche Angebote sind im optimalen Fall eine wirksame Unterstützung für die Patienten, die im Alltag einen eigenen Beitrag zu ihrer Gesundheit und Genesung leisten möchten“, sagt Marion Stein.
Weil sich auf dem Markt aber längst ungezählte Anbieter mit unterschiedlichen Anwendungen tummeln, ist es wichtig zu wissen, welche „App“ überhaupt rezeptierbar ist und in der Sache dienlich ist; und worauf Nutzer achten sollten, wenn sie sich eine DiGA aufs Smartphone laden wollen. Die ständig wachsende DiGA-Liste des Bundesamts für Arzneimittel und Medizinprodukte kann hier weiterhelfen. In dieser Liste werden inzwischen mehr als zwei Dutzend geprüfte und dauerhaft oder vorläufig zugelassene DiGAs mit allen notwendigen Fachinformationen aufgeführt. Deren Spektrum reicht vom Umgang mit Schlafstörungen bis zur Linderung der Folgen von Krebserkrankungen oder Schlaganfall reichen.
Darüber, worauf man bei „Apps auf Rezept“ grundsätzlich achten sollte und wo sie mit ihrer Unterstützung ansetzen, informiert das PIZ des Brüderkrankenhauses. Die kostenlose und auch kurzfristig mögliche Beratung hat zum Ziel, die Vor- und Nachteile für den eigenen Gebrauch einer DiGA besser abschätzen zu können.
Informationen gibt es telefonisch im PIZ unter der Rufnummer 0651 / 208-1520