19.11.2021
Druck erzeugt Gegendruck. Wer seinen Blutdruck in den Griff bekommen möchte, sollte nicht zu sportlichen Höchstleistungen ansetzen, so der einhellige Rat der Experten einer Patienteninformationsveranstaltung im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier. Anlässlich des Schwerpunktthemas der diesjährigen Herzwochen der Deutschen Herzstiftung drehte sich alles um den Risikofaktor Hypertonie und dessen Behandlung.
Viele der
Betroffenen ahnen nichts von ihrem Problem, denn weil Bluthochdruck meist ohne
markante Symptome auftritt und bei rund 90 Prozent der Patienten keine
organische Ursache vorliegt, verläuft das Leiden meist still und heimlich. Das
kann fatale Folgen haben, weiß Dr. med. Felix Hauptmann. Der Oberarzt der
Kardiologie im Herzzentrum Trier des Brüderkrankenhauses eröffnete den Reigen
der Vorträge, in denen Experten umfassend über ein Volksleiden informierten,
das als wesentliche Risikofaktor für schwerwiegende Herz-Kreislauf-Erkrankungen
gilt. Hauptmann zeigte auf, ab wann spätestens Handlungsbedarf besteht: „Ab
einem Wert von 140/90 mmHg überschreitet der Nutzen einer medikamentösen
Therapie deren Risiko.“
Doch pharmazeutische Blutdrucksenker sind nicht das erste Mittel der Wahl, betonten Holger Jungandreas, Geschäftsführer des Gesundheitsparks Trier und Fachmann für Herzsport und Bewegungstherapie, und der Chefarzt der Inneren Medizin II des Brüderkrankenhauses, Professor Dr. med. Stefan Weiner. „Der Mensch ist noch immer auf Bewegung trainiert“, rief Jungandreas den zahlreichen Zuhörern in Erinnerung. Bewegung sei die beste Medizin für die Prävention eines Bluthochdrucks, doch bei wem eine Hypertonie bereits diagnostiziert wurde, dürfe sich sportlich nicht verausgaben. Jeden Tag 30 Minuten Gehen sei ein zielführender Ansatz, sich mit Höchstleistungen zu stressen, gehe hingegen nach hinten los, warnte der Diplom-Sportwissenschaftler in der von Professor Dr. med. Nikos Werner, Chefarzt Kardiologie und Leiter des Herzzentrums Trier moderierten Veranstaltung.
Über die Zusammenhänge von Bluthochdruck und Vorhofflimmern informierte Mohamed Abuharbid, Oberarzt der Rhythmologie. Hypertonie sei einer der wichtigsten Risikofaktoren für diese häufigste Rhythmusstörung, erklärte der Mediziner; und auch wenn es sich beim Vorhofflimmern grundsätzlich um eine gutartige und akut nicht lebensbedrohliche Rhythmusstörung handele, berge diese doch ein immenses Risiko für das Auftreten eines Schlaganfalls. Es gebe heute vielfältige Therapiemöglichkeiten, darunter neben Medikamenten die Katheterablation, wie sie in spezialisierten Herzzentren wie das des Brüderkrankenhauses durchgeführt wird. Gleichwohl entscheide auch der eigene Leidensdruck des Patienten ganz wesentlich über die Art der Therapie mit.
Nicht unwesentlichen Einfluss hat der Patient selbst, durch eine Änderung seines Lebensstils positiv auf den erhöhten Blutdruck einzuwirken, betonte Professor Weiner in seinem abschließenden Vortrag. Der Experte für Hypertonie schickte seinen Ausführungen voraus, dass der Blutdruck durch eine Vielzahl an nicht-medikamentösen Maßnahmen posititv beeinflusst werden kann. Durch eine Reduktion des Körpergewichts, gesunde Ernährungsweise wie mediterrane Kost und regelmäßige Bewegung könne man schon sehr viel erreichen, ermutigte Professor Weiner die Zuhörer. Helfe eine Änderung des Lebensstils indes nicht aus, stünden zahlreiche unterschiedliche Präparate zur Verfügung, welche optimal miteinander kombiniert werden müssten. Die korrekte Medikamenteneinnahme kann durch Verordnung von mehreren Wirkstoffen in einer Tablette erleichtert werden. Am Anfang sei jedoch ein jeder selbst gefordert, appellierte der Mediziner.