17.04.2023
Vier Jahrzehnte ist es her, dass die Abteilung für Neurologie und Neurophysiologie zu einer eigenständigen Abteilung im Brüderkrankenhaus Trier wurde. Heute versorgt die seit Juli 2006 von Chefarzt Prof. Dr. med. Matthias Maschke geleitete Fachabteilung jährlich etwa 3.600 Patienten stationär und über 3.000 Patienten ambulant. Die Abteilung hat heute 80 Betten. Davon 11 Monitoring-Betten auf der überregionalen zertifizierten Stroke Unit inklusive Intensivüberwachung, die im April 1999 als zweite in Rheinland-Pfalz zunächst mit vier Betten eröffnet wurde, 15 Betten auf der Station für Frührehabilitation, die bereits 1997 eingerichtet wurde, und fünf weitere Betten in der 2016 eröffneten neurologischen Tagesklinik.
Seit Februar 2009 ist die Abteilung
für Neurologie und Neurophysiologie auch anerkanntes MS-Zentrum für Multiple
Sklerose. Seit April 2016 nimmt sie am Telemedizinischen Schlaganfallnetzwerk
Rheinland-Pfalz (TemeS-RLP) teil. Heute arbeiten in der Abteilung etwa 120
Mitarbeiter*innen, darunter 28 ärztliche und rund 70 pflegerische Vollkräfte,
medizinische Fachangestellte und Sekretärinnen.
Der aus Göttingen stammende Chefarzt Prof. Dr. med. Matthias Maschke ist
Facharzt für Neurologie, spezielle neurologische Intensivmedizin und Geriatrie.
Er ist Sprecher des Schlaganfallverbundes Trier-Saarburg, erster Vorsitzender
des Demenz-Zentrums Trier e.V. sowie der Arbeitsgemeinschaft leitender
Neurologischer Krankenhausärzte Rheinland-Pfalz und Saarland (ALNK) e.V. und
engagiert sich darüber hinaus im Netzwerk Epilepsie. Dabei geht es immer
um Aufklärungsarbeit in der Bevölkerung
zu den jeweiligen Krankheitsbildern.
Richtungsweisende Entscheidungen
für medizinische Versorgung
„War die Neurologie
in den Gründungsjahren noch in der Abgrenzung zur Psychiatrie, so hat sie sich
in den letzten vier Jahrzehnten zu einer fortschrittlichen und modernen
Abteilung entwickelt, die einen wesentlichen Schwerpunkt in der medizinischen
Versorgung der Region bildet. Als richtungsweisend haben sich die
Entscheidungen für die Etablierung der Stroke Unit und der neurologischen
Frührehabilitation erwiesen“, betonte Bruder Peter Berg, Regionalleiter der
BBT-Gruppe, Region Trier. Er dankte der gesamten Abteilung, deren Erfolgsrezept
die hohe ärztliche und pflegerische Kompetenz sei. Dr. med. Günther Matheis,
Präsident der Landesärztekammer und Vizepräsident der Bundesärztekammer,
bezeichnete die Neurologie in ihren Entwicklungen als eines der progressivsten
Fächer.
Einen Rückblick auf vier Jahrzehnte
Neurologie anlässlich der Jubiläumsveranstaltung hielt
als Zeitzeugin die Leitende Oberärztin Dr. med. Inge Weimar. Sie trat
zum Jahresende 2022 nach 36 Jahren in
der Neurologie und 40 Jahren im Brüderkrankenhaus den Ruhestand an und wurde im
Rahmen der Veranstaltung feierlich von Regionalleitung, Direktorium und
Kollegium verabschiedet. „Frau Dr. Weimar begleite die Entwicklungen in der
neurologischen Abteilung von Anfang an und baute als oberärztliche Leiterin
maßgeblich auch von ärztlicher Seite den Bereich der 1997 eröffneten
neurologischen Frührehabilitation auf“, so Professor Maschke.
„Mittlerweile gibt es über 6.000 neurologische
Krankheitsbilder mit zunehmender Tendenz“, so der Chefneurologe. Zu den
häufigsten Erkrankungen gehören Kopfschmerzen und Migräne, der Ischämische
Schlaganfall, Epilepsie, Demenzen, die Parkinson-Krankheit und Multiple
Sklerose. 60 Prozent aller Deutschen haben eine neurologische Erkrankung, jeder
Vierte erleidet im Laufe seines Lebens einen Schlaganfall. In das Fachgebiet der Neurologie gehören auch
Gedächtnisprobleme, Nervenschmerzsyndrome und Schwindel, aber auch
Muskelkrankheiten oder Störungen, die durch die Einklemmung oder Entzündung von
Nerven entstehen. Ein enger, fast täglicher Austausch besteht nicht nur mit den
Bereichen Neurochirurgie und
Neuroradiologie im neu etablierten Kopf-Neurozentrum Trier, sondern auch
mit vielen anderen Fachdisziplinen, wie den Gefäßchirurgen oder den Internisten
sowie vielen externen Kooperationspartnern: von den zuweisenden
niedergelassenen Fach- und Hausärzten über die regionalen Stroke Units bis hin
zu den verschiedenen Rehabilitationseinrichtungen in der Region.
Neues Kopf-Neurozentrum
Für das
Kopf-Neurozentrum stellten im Rahmen der Veranstaltung der Neurochirurg Prof.
Dr. med. Martin Bettag und der Neuroradiologe Dr. med. Sebastian Arnold
diagnostische Eingriffe und Krankheitsbilder vor, die die Schnittstellen in der
Zusammenarbeit mit der Neurologie abbilden. Zu diesen gehören z.B. die tiefe
Hirnstimulation bei Parkinsonerkrankungen oder
Aneurysmatherapien und Stentbehandlungen bei Stenosen der
hirnversorgenden Gefäße.
Im neuen Kopf-Neurozentrums, das aus den Kernabteilungen Neurochirurgie,
Neurologie und Neuroradiologie / Radiologie besteht, werden Patienten mit Erkrankungen im Bereich
des Kopfes, der Wirbelsäule, des Rückenmarks, der Nervenbahnen und Gefäße
behandelt. Als überregionales Versorgungszentrum für alle Erkrankungen im
Bereich des Kopfes, der Wirbelsäule, des Gehirns, des Rückenmarks, der
Nervenbahnen und der Gefäße bietet es notwendige Therapien und Interventionen
sowie für neuronale Erkrankungen Diagnostik und Therapien an, die dem neuesten
Stand der Wissenschaft und Technik entsprechen.
Bilder: Willy Speicher