30.10.2023
Seit kurzem gibt es in Trier ein neues Ausbildungsangebot: an der neuen Schule für Medizinische Technolog*innen für Radiologie (MTR) im Bildungsinstitut der Barmherzigen Brüder Trier ist die MTR-Ausbildung nun erstmals auch in der Moselstadt möglich. Insgesamt 25 Schüler*innen starteten im ersten Kurs am 4. Oktober ihre Ausbildung zu Medizinischen Technolog*innen für Radiologie. Gemeinsam mit ihnen, ihren Trägereinrichtungen, den verschiedenen Kooperationspartnern und zahlreichen Gästen wurde die neue Schule nun auch mit einem Festakt im Albertus-Magnus-Saal des Brüderkrankenhauses Trier feierlich eröffnet.
Im Rahmen seiner Begrüßungsansprache hieß Markus Leineweber, Hausoberer
des Brüderkrankenhauses Trier den ersten Ausbildungsjahrgang willkommen. Die Schülerinnen
und Schüler dieses ersten Jahrgangs seien ein besonderer Kurs, der auch die
Zukunft der Schule mitgestalten und mitentwickeln könne, so Markus Leineweber.
Er dankte allen an der Gründung der neuen Schule Beteiligten dafür, dieses
Projekt in so kurzer Zeit vorangebracht zu haben. Allen voran den
Projektinitiatoren, Prof. Dr. med. Winfried Willinek, Chefarzt des Zentrums für
Radiologie, Neuroradiologie, Sonographie und Nuklearmedizin und Ärztlicher
Leiter der neuen MTR-Schule, Marion Anschütz, Med.-Techn. Leitung im Zentrum,
der neuen Schulleitung Christina Wysocki-Bäumer und Monika Serwas, Leiterin des
Bildungsinstitutes. Mit ihr und dem Bildungsinstitut habe man sehr gute
Voraussetzungen gehabt, diese Initiative aufzugreifen und in die Umsetzung zu
bringen, was, so Leineweber, an Monika Serwas und ihr Team gerichtet, „in
dieser bewegten Zeit eine sehr große Leistung sei“. Stark involviert in die
Ausbildung seien künftig im Brüderkrankenhaus das radiologische Zentrum, die
Lehrenden in der Schule und eine Reihe von Praxisanleitenden.
Von den 25 MTR-Auszubildenden haben 12 einen Ausbildungsvertrag mit dem
Brüderkrankenhaus. 13 von ihnen werden von Kooperationspartnern der neuen
Schule entsendet, zu denen vor Ort das Klinikum Mutterhaus der Borromäerinnen
gehört, das allein fünf Schüler*innen entsandt hat und sich auch bereit erklärt
habe, „mit in der Lehre unterwegs zu sein“, betonte Leineweber.
Zu den weiteren Trägerkooperationspartnern, die auch Schüler*innen entsenden, gehören das Klinikum Saarbrücken, das Caritas Klinikum Saarbrücken, das Marienhaus Krankenhaus in Bitburg, das zur BBT-Gruppe gehörende Katholische Klinikum Koblenz-Montabaur und das St. Josef Krankenhaus in Hermeskeil. Kooperationspartner für den Praxiseinsatz sind aktuell das Radiologiezentrum Trier, die Strahlentherapie X-Care und das radiologische Institut Dr. von Essen in Koblenz. „Ein breites Netzwerk, das koordiniert und organisiert werden muss“, sagte Leineweber. Mit weiteren Kooperationspartnern sei man im Gespräch.
Einen besonderen Dank richteten Markus Leineweber, wie auch Prof. Dr. Willinek, an Ivan Racic, Geschäftsführer der Nikolaus-Koch-Stiftung, die die Schule bei der Anschaffung eines Röntgenphantoms unterstützt hat.
Dr. med. Günther Matheis, Präsident der Landesärztekammer
Rheinland-Pfalz betonte in seinem Grußwort, wie sehr es ihn freue, dass -
gerade im aktuellen Auf und Ab der Gesundheitspolitik - es in Trier nach der
Etablierung des Medizincampus Trier einmal mehr gelungen sei, mit der Gründung
einer neuen MTR-Schule einen Schritt in die richtige Richtung zu gehen, nach
vorne zu schauen und Positives aus der Gesundheitslandschaft zu berichten.
Türen öffnen und
Verantwortung übernehmen
Monika Serwas, Leiterin des Bildungsinstituts, umriss in ihrer Einführungsrede
die verschiedenen Teilschritte, die auf dem Weg von der Idee bis zur Eröffnung
einer Schule für Gesundheitsfachberufe in Rheinland Pfalz zu gehen sind. Die
Entscheidung für die Neugründung wurde im Brüderkrankenhaus auf Basis einer
Machbarkeitsstudie getroffenen und mit den zuständigen Behörden abgestimmt.
Beim Sozialministerium wurden zunächst die vorgesehenen Schul- und
Ausbildungsplätze im Ausbildungsstättenplan beantragt und parallel dazu erste
Gespräche mit potentiellen Kooperationspartnern geführt. Nach den positiven
Rückmeldungen wurde dann mit der Konzeption begonnen und ein Curriculum
entwickelt. Im Mai 2023 wurde dieses mit dem Antrag auf Schulanerkennung beim
Landesamt für Jugend, Soziales, Gesundheit und Versorgung eingereicht, welches dankenswerterweise
zeitnah Grünes Licht signalisierte. Im Dezember 2022 wurde mit dem
Ausbildungsmarketing begonnen und Bewerbungsgespräche geführt.
Mit der Eröffnung einer neuen Schule gehe es nun nicht nur darum Türen
zu öffnen, sondern auch Verantwortung zu übernehmen. Dies gelte gleichermaßen
für das Bildungsinstituts, das Brüderkrankenhaus und die kooperierenden
Einrichtungen wie auch für die angehenden Medizinischen Technolog*innen für
Radiologie, so Monika Serwas.
Unter dem Motto „MTR – früher und heute“ gingen Christina
Wysocki-Bäumer, Marion Anschütz und Prof. Dr. Winfried Willinek gemeinsam mit
fünf Schülerinnen und Schülern in einem unterhaltsamen interaktiven Vortrag mit
dem Publikum zunächst auf das neue Berufsbild MTR, früher MTRA ein, für das es
seit Anfang des Jahres ein neues Ausbildungsgesetz gibt, sowie auf die
historische Entwicklung. Den Beruf gibt es bereits seit 127 Jahren, die erste
Schule wurde von Marie Kundt ein Jahr nach der Entdeckung der ersten
Röntgenstrahlen 1895 am Lette-Verein in Berlin gegründet.
MTRs kommen heute in der diagnostischen und interventionellen Radiologie
(Röntgen, DSA, CT und MRT) ebenso zum Einsatz wie in Nuklearmedizin und
Strahlentherapie. Die Ausbildung dauert drei Jahre. „Wir binden die
Auszubildenden von Anfang an mit ein“, so Wysocki-Bäumer, „und möchten die
Theorie mit der Praxis verbinden, so dass die Schüler*innen das, was sie in der
Theorie lernen, auch im praktischen Einsatz bei den verschiedenen
Kooperationspartnern anwenden können.“
„Die Schulgründung ist ein Meilenstein, da der Fachkräftemangel
fachübergreifend spürbar ist“, stellte Professor Willinek heraus. Mit Zahlen
unterlegte dies Marion Anschütz, nach deren Recherchen 2018 bundesweit 27.000
MTRAs den Beruf ausgeübt haben und deren Mehrbedarf nach einer Studie des
Deutschen Krankenhausinstitutes 2019 allein im Krankenhausbereich bis zum Jahre
2030 um 6.625 Vollkräfte steigen werde, bedingt durch steigende Fallzahlen oder
besondere neue Verfahren und unter Berücksichtigung der Fachkräfte, die zu
diesem Zeitpunkt ihren Ruhestand antreten. Auf’s Jahr gerechnet bedeute dies
einen Mehrbedarf an MTRs von ca. 900 Vollkräften. Dass man mit der neuen Schule
dem entgegenwirken könne, erfülle sie mit großer Freude.
Zuletzt beleuchtete Professor Willinek noch den Aspekt „KI in der
Radiologie“. Schon heute habe man Techniken, wo künstliche Intelligenz
unterstütze und erleichtere, mit modernen Darstellungstechniken, die man nun in
der Ausbildung bereits anwenden könne. Nicht der Arzt werde durch die KI ersetzt,
sondern derjenige, der sich dieser verwehre, so die Überzeugung des Radiologen,
„und dies gelte auch für die medizinisch-technischen Berufe“.
Er freue sich sehr auf die Zusammenarbeit mit den angehenden
medizinischen Technologen für Radiologie und den Kooperationspartnern sowie die
Vernetzung weit über Trier hinaus.
Das Segensgebet sprach Pater Stephan Schmuck, angelehnt an die
Kirchenfenster der Heilig-Kreuz-Kirche in München Giesing, in denen hunderte
von Thoraxaufnahmen angeordnet sind.