04.09.2023
Eine Sepsis, im Volksmund oft auch Blutvergiftung genannt, kann lebensbedrohlich sein und ist die schwerste Komplikation einer Infektion. Mindestens 230.000 Menschen erkranken hierzulande pro Jahr an einer Blutvergiftung und circa 85.000 versterben daran. Damit gilt Sepsis in Deutschland als dritthäufigste Todesursache. Im Vorfeld des Welt-Sepsis-Tages (13. September) erläutert Professor Dr. med. Guido Michels, Chefarzt des Notfallzentrums im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier, warum bei der Behandlung einer Sepsis jede Minute zählt und es wichtig ist, erste Anzeichen einer möglichen Blutvergiftung ernst zu nehmen.
Bei einer Sepsis ist eine
Krankenhausbehandlung überlebenswichtig. Ebenso wie ein Schlaganfall oder
Herzinfarkt gilt sie als medizinischer Notfall. Liegen im Zusammenhang mit einer Infektion mehrere organsystemische
Symptome vor, sollte die 112 gewählt werden. „Folgende Symptome können für eine
Sepsis sprechen: Allgemeines
Krankheitsgefühl, Bewusstseinsminderung/-trübung, schnelle Atmung sowie ein niedriger
Blutdruck beziehungsweise Blutdruckabfall. Da im hohen Lebensalter sämtliche Organe und Organsysteme
einem physiologischen Alterungsprozess unterliegen, sind die Symptome bei
älteren, betagten Patienten*innen nicht immer einer Sepsis zuzuordnen; das
erschwert die Diagnosestellung“, so Professor Michels.
Die Ursache einer
Sepsis sei oft nicht direkt identifizierbar. „Zu den häufigsten Auslösern einer
Sepsis zählt eine Infektion der Lunge, häufig ist es auch eine Infektion im
Bereich des Magen-Darm-Traktes. Auch Infektionen der Nieren und/oder des
harnableitenden Systems sowie eine Entzündung der Haut beziehungsweise des
Binde-Stützgewebes können eine Sepsis auslösen. Die Suche nach der Ursache der
Sepsis sollte parallel mit der Behandlung stattfinden, um die Sepsis ursächlich
zu behandeln.“
Wichtig sind vor allem, das frühzeitige
Erkennen und die leitliniengerechte Behandlung einer Sepsis. „Als Richtlinie
gilt ein Zeitfenster von einer Stunde, das sogenannte One-hour Sepsis Bundle,
um einen septischen Kreislaufschock mit Ausfall von Organen verhindern zu
können. Eine zügige Flüssigkeitsgabe und oftmals
chemische Kreislaufunterstützung sowie frühzeitige Einleitung einer
antimikrobiellen Therapie, meist Antibiotika, innerhalb der ersten Stunde nach
Erkennen eines septischen Schocks stehen bei der Behandlung im Vordergrund.
Wenn eine Sepsis vorliegt, ist jede Stunde Verzögerung in Bezug auf die
Verabreichung geeigneter antimikrobieller Mittel mit einer Steigerung der Mortalität
verbunden. Nicht selten ist eine Beatmungstherapie
und/oder weitere Organersatztherapie, zum Beispiel
Nierenersatzverfahren/Dialyse, notwendig.“ Somit ist es entscheidend, erste Anzeichen ernst zu nehmen,
schnell zu handeln und den Notruf zu wählen. „Trotz Maximaltherapie und den Fortschritten in der Medizin
liegt die Krankenhaussterblichkeit des septischen Schocks weiterhin zwischen 30 und 50 Prozent“, so Michels. Je eher eine Sepsis jedoch erkannt
wird, desto höher sind die Überlebenschancen und desto niedriger das Risiko für
Folgeschäden.