05.12.2024
Vor wenigen Wochen in Trier und Trier-Saarburg gestartet, konnte dank der Unterstützung durch eine Ersthelfer-App nun erstmals im Landkreis einem Menschen das Leben gerettet werden. Im Taben-Rodter Ortsteil Hamm hatte ein Rentner einen Herzstillstand erlitten. Alarmiert durch die App war binnen weniger Minuten ein professioneller Ersthelfer vor Ort.
Ken Schneider aus Serrig ist gerade mit der Renovierung seines Badezimmers beschäftigt, als sein Smartphone lautstark Alarm schlägt: Auf der anderen Seite der Saar, im nahen Hamm, erlitt ein Mann einen Herz-Kreislauf-Stillstand, meldet ihm die Ersthelfer-App. Schneider, im Hauptberuf Notfallsanitäter beim DRK-Kreisverband Trier-Saarburg e.V., verliert keine Zeit. Er lässt alles stehen und liegen und eilt zum Einsatzort. Um 16.53 Uhr alarmierte ihn die App, fünf Minuten später konnte der junge Mann mit der Herzdruckmassage beginnen. Kurze Zeit darauf trifft der Notarzt ein. Rund 25 Minuten wird es dauern, bis das Herz des Patienten wieder schlägt.
Zehn Tage später im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier: Udo Mahren kann sich an nahezu nichts mehr von dem erinnern, was sich an jenem 23. November im Haus seiner Tochter zutrug. Aber es geht dem Rentner den Umständen entsprechend gut: Er steht nicht nur wieder auf eigenen Füßen – Udo Mahren läuft auch eigenständig über den Krankenhausflur und freut sich darauf, in wenigen Tagen wieder entlassen zu werden; Mitte Dezember soll es in die Reha gehen.
Mit seiner Frau hatte Mahren Tochter und Schwiegersohn besucht. Kurz zuvor seien sie noch mit dem Hund spazieren gewesen, erinnert Agathe Mahren, nichts habe zu diesem Zeitpunkt auf den bevorstehenden Herzstillstand hingedeutet. Als dieser dann eingetreten war, handelten alle Anwesenden geistesgegenwärtig: Der Schwiegersohn alarmierte über die 112 die Integrierte Leitstelle Trier. Diese alarmierte zusätzlich zum Rettungsdienst nun auch in der Nähe verfügbare qualifizierte App-Retter. Sofern verfügbar, können bis zu vier Ersthelfer hinzugezogen werden. Als Ken Schneider sich auf den Weg nach Hamm machte, hatte Mahrens Tochter bereits mit ersten Maßnahmen zur Wiederbelebung ihres Vaters begonnen. Vor Ort eingetroffen, teilten sich Ken Schneider mit Mahrens Tochter nun die Aufgabe: Er übernahm die Herzdruckmassage, sie setzte die Mund-zu-Mund-Beatmung fort. Einige Minuten später traf der Notarzt ein und übernahm die Reanimation. Nachdem sein Herz wieder begonnen hatte zu schlagen, wurde Udo Mahren ins Herzzentrum Trier des Brüderkrankenhauses gebracht.
Die Rettungskette habe optimal funktioniert, lobt Dr. med. Dirk Nauheimer. Der Oberarzt ist als stellvertretender Schwerpunktleiter Intensivmedizin und stellvertretender Leiter des Cardiac Arrest Zentrums Trier im Brüderkrankenhaus einer der Väter der kürzlich in Trier und Trier-Saarburg eingeführten Ersthelfer-App. Der Arzt freut sich, dass sich das System so offenkundig bewährte. Ohne die Alarmierung von Ken Schneider über die App und dessen direktes Handeln würde Udo Mahren wahrscheinlich nicht mehr leben, ist Dr. Nauheimer überzeugt. „Nur wer im Notfall rechtzeitig Hilfe bekommt, hat eine gute Chance zu überleben“, weiß er aus langjähriger beruflicher Erfahrung.
Ken Schneider ist froh, dass er am vorvergangenen Samstag im richtigen Moment am richtigen Ort war. „Ich hatte mich erst eine Woche zuvor auf der App registriert“, erzählt er. Ohne die Alarmierung hätte er wohl weiter in seinem Badezimmer gewerkelt. So konnte er, quasi zwischendurch, ein Menschenleben retten.
Hintergrund: Wer eine medizinische oder
rettungsdienstliche Ausbildung hat, kann sich in der Stadt Trier und dem Kreis
Trier-Saarburg registrieren lassen und wird über eine Ersthelfer-App alarmiert,
wenn in seiner Nähe jemand einen Herz-Kreislauf-Stillstand erleidet. Der
Leitstellenbereich Trier ist die erste Region in Rheinland-Pfalz, in der das
System „Region der Lebensretter“ zum Einsatz kommt. Eingeführt wurde die App
zunächst in der Stadt Trier und dem Kreis Trier-Saarburg. Laut Dr. Nauheimer
haben sich bereits rund 400 Ersthelfer registrieren lassen. Die in Trier und
Trier Saarburg eingesetzte App ist eine Entwicklung des Vereins „Region der
Lebensretter“ aus Freiburg.