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27.09.2024

Menschen sind seine Leidenschaft

Menschen sind seine Leidenschaft

Einst betreute Günter Marmann ein halbes Dutzend Gemeinden mit mehreren tausend Katholiken, seit kurzem ist der Pfarrer nun Mitglied im Team der Krankenhausseelsorge des Brüderkrankenhauses Trier. Die neue Herausforderung sei noch einmal „etwas ganz anderes“ als seine bisherigen Tätigkeiten, berichtet er wenige Wochen nach seinem Dienstantritt.

Wenn Günter Marmann von seinem früheren Leben erzählt, amüsiert er sich bisweilen sichtlich am ungläubigen Blick seines Gegenübers. Dass der in Osann an der Mosel geborene Winzersohn einst Bankkaufmann war und es sogar in die Zentrale der Deutschen Bank nach Frankfurt schaffte, würde man spontan auch nicht vermuten. Ebenso wenig, dass der 62-Jährige die Lage aller Straßen der Mainmetropole kannte, weil er sich zum Taxifahrer ausbilden ließ, als es noch keine Navis gab. Günter Marmann hat einiges zu erzählen, doch im Mittelpunkt stehen ist seine Sache nicht.

Einmal habe er vor der Bankzentrale in Frankfurt gestanden und sich gesagt: „Das kann es doch nicht gewesen sein: für Leute, die du nicht kennst, Dinge zu erledigen.“ Die Arbeit als Banker hatte ihn nicht mehr erfüllt, doch der Gedanke, dass die Seelsorge seine Berufung sein könnte, sei erst langsam in ihm gewachsen. Am Abendgymnasium holt Günter Marmann in den 1980ern das Abitur nach und drückt nach achtstündigen Arbeitstagen in der Bank noch sechs Stunden die Schulbank. Und das fünf Tage die Woche. Ein beachtliches Pensum, doch Marmann winkt ab: Erst als er das Abi in der Tasche hatte, sei ihm bewusst geworden, wie anstrengend die Zeit gewesen sein muss – „weil ich jetzt plötzlich so viel Zeit hatte“, sagt er und schmunzelt.

Marmann entscheidet sich nun, ins Priesterseminar nach Trier zu gehen und Theologie zu studieren. Der seinerzeitige Trierer Bischof Dr. Hermann Josef Spital weiht ihn zum Diakon und entsendet ihn in den Westerwald. Nach seiner Weihe zum Priester kommt Marmann dann als Kaplan in Boppard zum Einsatz. Seelsorgerisch wirkt er in den folgenden Jahrzehnten fast ausnahmslos am Rhein – zunächst in Koblenz, wo er am Ende sechs Pfarreien mit mehr als 12.000 Katholiken betreut, dann bis zu seinem Wechsel nach Trier in Bad Breisig – ebenfalls sechs Pfarreien, aber „nur“ 8.000 Katholiken. Der Unterschied habe auch weniger in den Dimensionen denn in den dörflichen und städtischen Strukturen gelegen, erinnert er.

In diesem Jahr berief Bischof Dr. Stephan Ackermann ihn zum neuen Pfarrer der Krankenhausseelsorge des Brüderkrankenhauses und damit zum Nachfolger von Pfarrer Hans Edmund Kieren-Ehses, der im März nach 18 Jahren in dieser Funktion in den Ruhestand getreten war. Mit Marmann ist das Team, das von Pastoralreferentin Elisabeth Scherer geleitet wird, nun wieder komplett. Markus Leineweber, Direktor Unternehmenskultur des Brüderkrankenhauses freut sich über die Verstärkung für den wichtigen Dienst der Seelsorge im Krankenhaus: „Es gilt den ganzen Menschen in den Blick zu nehmen, seine physische, aber auch seine psychisch-seelische und spirituelle Dimension. Gerade während eines Krankenhausaufenthaltes kann diese in besonderer Weise von Bedeutung werden. Daher ist die Seelsorge für uns ein ganz wesentlicher Bestandteil im Kontext der Patientenbetreuung und der Begleitung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“

Die neue Herausforderung sei „noch einmal etwas ganz anderes“, sagt Günter Marmann. Natürlich habe er auch als Seelsorger in Pfarreien die Krankensalbung gespendet und immer wieder Menschen in Notsituationen und Krisenmomenten beigestanden, aber in einem großen Krankenhaus sei er in dieser Hinsicht naturgemäß noch mal ganz anders gefordert. Eine Gratwanderung zwischen Empathie und Distanz verlange diese Aufgabe ihm ab. Was ihm Kraft gibt? „Ich bin nicht der Macher im ganzen Spiel, aber ich habe jemanden im Nacken, der mich immer begleitet. Der ist es, der mich trägt.“

 
 

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