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29.12.2023

Wenn die KI den Hirntumor entdeckt

Die Auswertung von Röntgenbildern oder MRT-Fotos ist zeitintensiv. Und manchmal werden auch von versierten Ärzten Auffälligkeiten und Veränderungen im Körper auf den Bildern übersehen. Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz kann dabei hilfreich sein – wie das Beispiel aus dem Trierer Brüderkrankenhaus zeigt.

Mit Hilfe der KI lässt sich das Gehirn in seinen unterschiedlichen anatomischen Bereichen darstellen und messen. Die Analyse hilft bei der frühzeitigen Diagnose von Erkrankungen wie zum Beispiel Demenz.
Mit Hilfe der KI lässt sich das Gehirn in seinen unterschiedlichen anatomischen Bereichen darstellen und messen. Die Analyse hilft bei der frühzeitigen Diagnose von Erkrankungen wie zum Beispiel Demenz.

Es ist ein winziger Punkt. Mit dem menschlichen Auge kaum wahrzunehmen. Ohne die farbliche Markierung, die auf dem großen Bildschirm erscheint, wäre die Auffälligkeit im Gehirn der Patientin womöglich nicht erkannt worden. Ein Aneurysma. Reißt die Ausbuchtung an der Schlagader, kann es zu einer Hirnblutung kommen.
Nicht ein Arzt hat in diesem Fall das Aneurysma entdeckt, sondern der Computer. Genauer, die Künstliche Intelligenz, kurz: KI. Diese wird im Trierer Brüderkrankenhaus schon länger in der Radiologie eingesetzt. „Die KI unterstützt den Arzt in der meist zeitaufwendigen Auswertung von Daten und Bildern“, erklärt Winfried A. Willinek. Er ist Chefarzt der Radiologie im Brüderkrankenhaus. In rasender Geschwindigkeit wertet die KI die über 1000 Bilder aus, die bei einem MRT gemacht werden. Zum Beispiel beim Verdacht auf einen Hirntumor oder auf Prostatakrebs. „Mittels KI-Anwendung erhalte ich binnen Sekunden eine Analyse und grafische Darstellung, aus der ich ersehen kann, in welchen Bereichen der Prostata auffällige Herde, Läsionen, vorliegen und Tumoren aufgetreten sein könnten“, erklärt Willinek. Das System zeige auch auf, welche Größe und Dichte die von der KI als Tumor identifizierte Veränderung des Gewebes habe. „Ich kann mir dann Bereiche noch mal gezielt ansehen und vergrößern und muss beurteilen, ob es sich tatsächlich um einen Tumor handelt.“ Dasselbe gelte auch bei der Lungendiagnostik. „Auch hier zeigt uns die KI blitzschnell Veränderungen im Lungengewebe wie zum Beispiel Knoten an, die ein geschultes Auge vielleicht nicht auf Anhieb gesehen hätte“, sagt der erfahrene Radiologe. Bei der Auswertung von Röntgenbildern helfe ebenfalls die Künstliche Intelligenz. „Bei einem Knochenbruch zeigen sich am Knochen oft nur sehr feine Linien. Gerade im Nachtdienst kann die KI den Arzt unterstützen, solche feinen Knochenbruchlinien zu sehen.“
Nicht nur bei der Krebsdiagnose hilft die KI. Wenn es etwa darum gehe, zunehmende Vergesslichkeit und Leistungsminderung abzuklären. Hier könne die Technologie schon leichte Veränderungen des Hirnvolumens erkennen und diese analysieren. „Bestenfalls hilft uns das, eine frühzeitige Diagnose zu stellen und – wenn möglich – therapeutisch gegenzusteuern, etwa durch Gedächtnis- und Sprachtraining“, erklärt Willinek. Ihre Stärke zeigt die KI auch, oder vor allem, bei Notfällen, wenn es um Leben und Tod geht. Wenn keine Zeit ist, in aller Ruhe Tausende MRT-Bilder mit dem Auge auszuwerten. In Sekundenbruchteilen kann die KI erkennen, ob es irgendwelche lebensbedrohlichen inneren Blutungen gibt oder sonstige, sofort zu behandelnde Auffälligkeiten. Gefüttert wird die Künstliche Intelligenz mit von Menschen geschaffenen Algorithmen, Rechnerkapazitäten und Datensätzen.

Die KI ersetze nicht den Arzt, stellt Willinek klar. „Ärztliche Kunst und Künstliche Intelligenz, das ist
kein Widerspruch.“ Verlasse man sich allein auf den Computer und die KI, sei man verlassen, sagt der Chefarzt. Daher gibt er seinen Kollegen immer wieder den Ratschlag: „Schaut Euch den Patienten an, nicht nur die Bilder.“ Die KI entbinde den Arzt niemals davon, sich selbst ein Bild von den Aufnahmen zu machen und diese selbst zu interpretieren und zu befunden. „Per Knopfdruck durch die KI die Diagnose Demenz oder Krebs zu stellen, so weit darf und wird es nicht kommen“. Die Technologie sei eine Unterstützung im medizinischen Alltag. Wie Hightech-Roboter Chirurgen unterstützen könnten, könne die KI einen Radiologen unterstützen, die diagnostische Sicherheit noch zu verbessern. Willinek bringt es auf die Formel: „Ein Arzt mit KI kann besser sein als ein Arzt ohne KI oder als die KI alleine.“ Im Idealfall entlaste die Technologie den Mediziner, der dadurch mehr Zeit habe, mit dem Patienten zu reden, hofft er.
Der Radiologe weiß, dass der Einsatz der Technologie auch Risiken birgt. Gerade in einem so sensiblen Bereich wie in der Medizin. Er versichert, die Daten, die von der im Brüderkrankenhaus eingesetzten KI verwendet werden, würden ausschließlich in der Klinik gespeichert – nicht auf Servern in den USA oder anderen Ländern. „Die Nutzung von KI-Technologien erfordert eine sorgfältige Abwägung insbesondere von Datenschutz, Sicherheit und Verantwortlichkeit“, mahnt auch der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt. Doch der Einsatz der KI in der Medizin und deren Weiterentwicklung wird weitergehen. Laut Reinhardt könnte es in absehbarer Zeit mittels der Technologie noch passgenauere Therapien auf der Basis von Gesundheitsdaten geben oder Patienten zu Hause medizinisch überwacht und Gesundheitsdaten in Echtzeit analysiert werden. Künstliche Intelligenz könne Praxen außerdem bei Routineaufgaben wie Dokumentation, Abrechnung und Terminplanung unterstützen, erläuterte Ärztekammerchef.

Auch Willinek ist überzeugt davon, dass die KI für den Patienten viele Erleichterungen bringen werde, „beispielsweise was den Bereich der Vorsorge und Medikation angeht“. KI könne als Frühwarnsystem für bestimmte Krankheiten dienen. „KI wird durch den allgemeinen gesellschaftlichen Trend zur Digitalisierung und den politischen Willen zur Umsetzung der Digitalisierung in der Medizin profitieren und weiter vorangetrieben, was große Chancen für die medizinische Versorgung bedeutet“, sagt der Radiologe. Die Auswertung von Röntgenbildern oder MRT-Fotos ist zeitintensiv. Und manchmal werden auch von versierten Ärzten Auffälligkeiten und Veränderungen im Körper auf den Bildern übersehen. Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz kann dabei hilfreich sein – wie das Beispiel aus dem Trierer Brüderkrankenhaus zeigt.

Der Beitrag von Redakteur Bernd Wientjes erschien am 29. Dezember 2023 im Trierischen Volksfreund

 
 

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