Die Pflege schreitet auf dem Weg der Professionalisierung erfolgreich und selbstbewusst voran. Sie unterliegt dabei ständigen Weiterentwicklungen der Pflege- und Gesundheitswissenschaften wie aber auch gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen. Um weiterhin, in Orientierung an unserem Pflegeleitbild, qualitativ hochwertig und nach den Grundwerten des christlichen Menschenbildes zu pflegen, setzen wir uns strategisch mit folgenden Herausforderungen der professionellen Pflege auseinander:
Mit zehn definierten Strategieaspekten möchten wir im Laufe
der nächsten Jahre diesen Herausforderungen zielgerichtet und strategisch
begegnen, um negative Auswirkungen abzumildern oder sie gar zu verhindern und
von den positiven Auswirkungen bestmöglich profitieren.
Die derzeitigen politischen Rahmenbedingungen und die
zunehmend komplexeren Pflegesituationen führen zu einer Verdichtung der zu
leistenden Arbeit auf den Stationen und Funktionseinheiten. Um weiterhin eine
qualitative pflegerische Versorgung von Patienten sicherzustellen, gilt es die
Pflegeorganisation weiterzuentwickeln und den adäquaten Versorgungsbedarfen
anzupassen. Dabei soll die professionelle Pflege durch Patientenorientierung
bestimmt sein, um sowohl dem objektiven Pflegedarf wie auch den individuellen
Pflegebedürfnissen der Patienten zu begegnen.
Eine wesentliche Voraussetzung zur Optimierung der interprofessionellen Kommunikation stellt die Digitalisierung der Patientenakte dar. Diese Digitalisierung ist auch eine wichtige Voraussetzung zur Etablierung neuer und umfasssender Pflegedokumentationssysteme. Der Vorteil besteht letztlich darin, dass die Patientendokumentation an vielen relevanten Stellen gleichzeitig zur Verfügung stehen kann. So können pflegerische Konsildienste (z.B. Demenzfachkraft, Wundmanager) sich schon vorab umfassend anhand der digitalen Dokumentation über den Patientenzustand informieren und entsprechende Vorgehensweisen planen. Weiterhin stellt die Digitalisierung eine wichtige Voraussetzung für die Etablierung eines Pflegeprozesssystems dar. Die Digitalisierung der Patientenakte dient darüber hinaus auch für die Ableitung von Daten zur Überprüfung der patientenindividuellen und der krankenhausweiten Qualitätsziele.
Es gibt in Deutschland vielfältige Auslegungen, wie
Pflege definiert ist und wie sich pflegerische Aufgabengebiete kennzeichnen.
Vor diesem Hintergrund und dem zukünftigen Trend zum Qualifikationsmix in
jeglichen Pflegesettings erscheint eine eindeutige Abgrenzung professioneller
Pflegeaufgaben von übertragbaren Aufgaben umso schwieriger - aber notwendig für
die qualitative Versorgung von Pflegebedürftigen. Um in unserem Krankenhaus
eine einheitliche Sichtweise über die originären wie auch professionellen
Pflegeaufgaben zu erhalten, ist eine Analyse und Definition von Kern- und
Poolaufgaben in der Pflege notwendig. Diese jeweiligen Aufgabenkomplexe gilt es
in Zukunft unter Einbezug von Patientenbedarfen festzulegen. Dabei soll
kritisch beleuchtet werden, welche Aufgaben durch strukturelle Unterstützung
effizienter gestaltet werden können.
Wertschätzung und Anerkennung sind wichtige
Merkmale in der täglichen Zusammenarbeit und signalisieren dem Gegenüber die
Wahrnehmung seiner Person und die Wahrnehmung der persönlichen Leistung. Ein
höflicher und respektvoller Umgang aller Beteiligten bildet die Grundlage der
Unternehmenskultur und ist in unseren Grundsätzen und Leitlinien verankert. Eine
gelebte Wertschätzungskultur beinhaltet die gegenseitige und konstruktive
Rückmeldung in einem vertrauensvollen Umfeld sowie die Einbeziehung der
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im individuellen Arbeitsfeld und ein Umdenken
im Umgang mit Fehlern. Das gemeinsame Lernen aus Fehlern und eine
konstruktive Fehlerkultur stellen daher eine wichtige Maßnahme zur persönlichen
Weiterentwicklung sowie zur Patientensicherheit dar. Darüber hinaus kann
durch die Reflexion von realen Fallsituationen ein stetiger Wissenszuwachs
bezüglich vielfältiger Fachthemen erreicht werden. Wertschätzung und Anerkennung gewinnen durch
Vorbildfunktion an Bedeutung, spürbar erleben wir dann die Einhaltung unserer
Werte und einem respektvollen und vertrauensvollen Umgang miteinander.
Eine professionelle und ganzheitliche Versorgung von
Patienten im Krankenhaus erfordert eine berufsübergreifende Kooperation.
Darüber hinaus unterstreicht die zunehmende Komplexität der Patientenversorgung
sowie die Sicherstellung der Versorgungskontinuität die Notwendigkeit einer
interdisziplinären Zusammenarbeit. Eine rasche Entscheidungsfindung im
Versorgungsprozess kann durch ein therapeutisches Team, welches sich regelmäßig
und zielgerichtet über die Patienten austauscht, positiv beeinflusst werden.
Die Verzahnung von Arbeitsprozessen sowie die Transparenz über eindeutige
Zuständigkeiten und Verantwortungen im multidisziplinären Team unterstützt die
Effektivität und Effizienz der Versorgung. Vor diesem Hintergrund ist der
Ausbau einer bezugsorientierten Pflege erstrebenswert, um die interdisziplinäre
Zusammenarbeit zu fördern.
Die generalistische Ausbildung in der Pflege wird höchstwahrscheinlich zum 1. Januar 2019 verbindlich.
Das Zusammenführen der drei bisher getrennten Ausbildungen ist eine notwendige
und zeitgemäße Maßnahme, um dem steigenden Versorgungsanspruch in allen
Pflegesettings zu begegnen und eine berufliche Mobilität innerhalb der
Europäischen Union zu ermöglichen. Die pflegewissenschaftliche Entwicklung
erfordert zunehmend akademisch qualifizierte Pflegende, die wissenschaftliche
Erkenntnisse im praktischen Pflegegeschehen einbringen und somit eine
qualitative Patientenversorgung nach dem `State of the Art` ermöglichen. Beide
Bildungsinitiativen sind für die Profession Pflege chancenreich, lassen auf
eine Auffrischung der Berufsattraktivität hoffen und dienen somit implizit der
Fachkräftesicherung. Die Initiativen erfordern auch eine Veränderung und
Anpassung der bestehenden Ausbildungsstrukturen in unserem Krankenhaus.
Pflegesituationen
werden unter anderem aufgrund multimorbider Patienten, der kürzeren Krankenhausverweildauer sowie
zunehmend fachinformierten Patienten und Bezugspersonen komplexer. Um diesen
komplexen und anspruchsvollen Pflegesituationen mit einer hohen Pflegequalität
zu begegnen, sollten Pflegepersonen über schnell abrufbares, aktuelles und
spezifisches Fachwissen verfügen. Das Wissen, welches man sich in der
Berufsausbildung angeeignet hat, ist möglicherweise nicht mehr aktuell bzw.
aufgrund der kurzen Halbwertszeit bereits überholt. Aufgrund einer Vielzahl von
Karrieremöglichkeiten in der Pflege bringen Mitarbeitende zum Teil auch
unterschiedliche Wissenshintergründe mit. Weiterhin liefert die
Pflegewissenschaft, wie auch die Medizin, stetig neues Wissen, welches es im
Rahmen einer qualitativ hochwertigen Patientenversorgung anzuwenden gilt. Wir
möchten dieser Herausforderung mit dem Ausbau und der Anpassung eines breit
gefächerten Angebots von hochwertigen und spezialisierten Fort- und
Weiterbildungen begegnen, sowie Möglichkeiten und Hilfe zur Pflegekarriere bieten.
Die Pflegewissenschaft liefert uns unter anderem über
Zeitschriften oder Newsletter stetig neue Erkenntnisse über eine qualitative
und wirkungsvolle Pflege. Pflegeverbände oder die erste deutsche Pflegekammer
informiert regelmäßig über berufspolitische Neuerungen. Weiterhin bekommt man
über beruflichen oder privaten Austausch Informationen aus anderen
Pflegesettings, die nach anderen Pflegestandards pflegen usw. Diese Flut an
Informationen, Neuigkeiten, potenziellen Gefahren oder zukünftigen Konsequenzen
ist wichtig und gewinnbringend für eine Pflege, die sich weiterentwickeln will.
Neben der persönlichen Weiterentwicklung dient sie der Weiterentwicklung des
eigenen Fachwissens und liefert somit einen höchst relevanten Beitrag für
reflektiertes und selbstsicheres Pflegehandeln. Sie kann jedoch auch Stress
oder Unsicherheiten hervorrufen, wenn sie unsystematisch oder zu falschen
Momenten über einen hereinbricht oder nicht relevant in der derzeitigen
Situation erscheint. Um die chancenreichen Informationen auch als tatsächliche
Chance zu nutzen, ist ein systematischer und strukturierter Umgang mit der
Wissens- und Informationsentwicklung in der Pflege in unserem Krankenhaus sehr
wichtig.
Die Führung eines Pflegeteams findet grundsätzlich in Managementsystemen statt und trägt unter anderem maßgeblich zum Erfolg oder Misserfolg eines qualitativ hochwertigen Arbeitsprozesses, der Teamentwicklung und der individuellen Personalentwicklung der Mitarbeiter bei. Die Managementsysteme müssen dabei optimal auf die jeweilige Organisation angepasst sein. Die Kombination des demografischen Wandels mit den gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen stellt die Führungskräfte zudem vor zahlreiche Herausforderungen. Aus diesem Grund ist eine Weiterentwicklung der Führungsstruktur notwendig, um die Synergieeffekte innerhalb des Managements zu nutzen und dem mittleren Pflegemanagement eine erhöhte Entscheidungsverantwortung sowie eine erhöhte Verantwortlichkeit zuzusprechen.
Vor dem Hintergrund wirtschaftlicher sowie politischer
Herausforderungen haben die Leistungserbringer im deutschen Gesundheitswesen in
den vergangenen Jahren viele Veränderungen vorgenommen und es stehen bereits
weitere Veränderungen für die nächsten Jahre an. Weiterhin sind die Krankhäuser
zur Qualitätssicherung und Qualitätstransparenz auch sich selbst gegenüber
verpflichtet. Um als Unternehmen attraktiv und anschlussfähig zu bleiben, ist
eine Berücksichtigung von Rahmenbedingungen unerlässlich. Es gilt aber genauso,
über eine starke Stimme auf Rahmenbedingungen Einfluss zu nehmen, um den
Berufsstand Pflege proaktiv voranzubringen.
Das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier steht für eine
leistungsstarke und regionale Vernetzung. Zukünftig wird die Vernetzung mit internen
sowie externen Anbietern weiter qualitativ ausgebaut. Eine Analyse der
bestehenden pflegerischen Versorgungsstrukturen ist dafür notwendig. Durch den
Aufbau alternativer pflegerischer Versorgungskonzepte kann die Marktposition
gestärkt werden und den Pflegebedarfen der Gesellschaft professionell begegnet
werden.